Januar 2015

150104

ENERGIE-CHRONIK


Preiswettkampf am Ölmarkt geht weiter

Die seit Sommer vorigen Jahres andauernde Talfahrt der Rohöl-Preise (141101) hat den Opec-Korbpreis inzwischen mehr als halbiert (siehe Grafik). Entsprechend sanken auch die Preise für das Barrel "Brent" aus der Nordsee und andere Sorten. Treibende Kraft hinter dem Überangebot ist Saudi-Arabien. Es hat den Preiswettkampf hauptsächlich deshalb entfacht, um die Gewinnung von Schieferöl per "Fracking" unrentabel zu machen. Mit dieser kostspieligen Technik haben die USA ihre eigene Ölförderung, die seit den siebziger Jahren rückläufig war, wieder stark erhöhen können. Im vergangenen Jahr übertrafen sie zeitweilig sogar die Förderung Saudi-Arabiens und Rußlands.

Das von Saudi-Arabien durchgesetzte Überangebot der Opec-Staaten wird noch verstärkt durch Länder wie Rußland, Irak oder Nigeria, die ebenfalls ihre Förderung ausgeweitet haben, um die geringeren Einnahmen pro Barrel durch den Absatz größerer Mengen auszugleichen. In den USA wurden bereits etliche Fracking-Projekte eingestellt, weil sie nicht mehr kostendeckend betrieben werden können. Der Schieferölförderer WBH Energy hat Konkurs angemeldet und der Ölfeld-Ausrüster Schlumberger den Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen angekündigt.

Die relativ teure Förderung von Nordsee-Öl vor den Küsten Großbritanniens und Norwegens leidet ebenfalls stark unter dem vom Opec-Kartell erzeugten Preisdruck. Der britische Energiekonzern BP kündigte Mitte Januar den Wegfall von dreihundert Arbeitsplätzen an, die mit der Ölförderung in der Nordsee zusammenhängen. Seine 84.000 Mitarbeiter ließ er wissen, daß in diesem Jahr alle Gehälter mit wenigen Ausnahmen eingefroren würden.

Britische Regierung drückt "Fracking"-Gesetz durch

Obwohl sich "Fracking" gegenwärtig zumindest bei Öl nicht lohnt, hat das britische Parlament am 27. Januar ein Gesetz verabschiedet, das den Einsatz dieser umstrittenen Technik zur Förderung von Gas und Öl ermöglicht. Wegen des parteiübergreifenden Widerstandes mußte die konservative Regierung von David Cameron allerdings einige Zugeständnisse machen: In den Nationalparks sind Fracking-Bohrungen untersagt, betroffene Gemeinden haben Anspruch auf Ausgleichszahlungen, die Bürgerbeteiligung soll ausgeweitet und die Überwachung strenger gehandhabt werden. Landbesitzer müssen es jedoch hinnehmen, wenn Vorkommen von Schieferöl oder -gas unter ihrem Gelände von einem Nachbargrundstück aus horizontal angebohrt und ausgebeutet werden.

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