März 2016 |
160307 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der polnische Übertragungsnetzbetreiber PSE nimmt voraussichtlich im Mai dieses Jahres die Phasenschiebertransformatoren im Umspannwerk Mikulowa in Betrieb, deren Errichtung vor zwei Jahren mit dem ostdeutschen Netzbetreiber 50Hertz vereinbart wurde und die eigentlich schon Ende 2015 fertig sein sollten. Dies teilte 50Hertz auf Nachfrage mit. Damit wird es dem polnischen Netzbetreiber möglich sein, die Ströme abzublocken, die bisher über die deutsch-polnische Grenze sowie Tschechien und die Slowakei nach Österreich und Süddeutschland fließen, weil innerhalb Deutschlands die Nord-Süd-Verbindungen überlastet sind. Als Folge wird es im deutschen Transportnetz noch enger werden und die Forderung nach einer Auflösung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone zusätzliches Gewicht bekommen (160201).
Außerdem haben auf deutscher Seite die Bauarbeiten für die Errichtung solcher Phasenschieber im Umspannwerk Vierraden begonnen. Deren Inbetriebnahme wird sich aber voraussichtlich bis 2018 verzögern. Als Grund nannte 50Hertz das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, mit dem der Planfeststellungsbeschluß für die sogenannte Uckermark-Leitung für rechtswidrig erklärt wurde (160116).
Der tschechische Übertragungsnetzbetreiber EPS versieht sein Umspannwerk Hradec ebenfalls mit Phasenschiebern, die nach derzeitiger Planung Ende 2016 in Betrieb genommen werden. Auf der deutschen Seite rüstet 50Hertz das Umspannwerk Röhrsdorf mit solchen Transformatoren aus, deren Inbetriebnahme bis 2017 vorgesehen ist.
Die Strombörse Epex Spot ist von der geplanten Auftrennung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone in zwei separate Gebotszonen naturgemäß nicht begeistert. Wie sie am 17. März nach der vierteljährlichen Sitzung ihres Börsenrats mitteilte, würde sie neun bis zwölf Monate benötigen, um ihre internen Prozesse der neuen Situation anzupassen. Eine in ihrem Auftrag angefertigte Studie der Beratungsfirma Consentec habe ferner ergeben, daß die Aufteilung der deutsch-österreichischen Gebotszone die Gesamtkosten für die Stromversorgung um bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr steigen lassen würde. Dies würde die Liquidität des deutsch-österreichischen Marktgebiets beschädigen, hätte einen nachteiligen Effekt auf den europäischen Derivate-Markt und würde die Schaffung eines integrierten Binnenmarkts für Strom untergraben.
"Die Aufspaltung der stark integrierten deutsch-österreichischen Gebotszone würde einen erheblichen Aufwand für den Stromhandel bedeuten", zitierte die Epex Spot den Präsidenten ihres Börsenrats, Peter Heydecker. "Eine solche Aufspaltung müßte gründlich und von langer Hand zusammen mit Handelsteilnehmern und Akteuren des Stromhandelssektors vorbereitet werden."