April 2016 |
160408 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der französische Ministerpräsident Manuel Valls hielt sich am 11. April zu einem Arbeitsbesuch in Luxemburg auf, um mit seinem Kollegen Xavier Bettel "grenzübergreifende Fragen" zu erörtern. Neben dem islamistischen Terror und der Flüchtlingsproblematik sprach der luxemburgische Premier das Kernkraftwerk Cattenom an, das nur neun Kilometer von Luxemburg und zwölf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt liegt. Er brachte zum Ausdruck, daß sein Land die dreißig Jahre alte Anlage an der Mosel als ständige Bedrohung empfindet und bot Frankreich sogar finanzielle Unterstützung zur Stillegung der vier Druckwasserreaktoren an.
Dieses Kernkraftwerk mache den Luxemburgern Angst, erklärte Bettel anschließend bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Valls. Bei einem schweren Störfall drohe das Großherzogtum "von der Landkarte wegradiert zu werden". Die beste Lösung sei deshalb die Stillegung des Kernkraftwerks.
Der französische Premier quittierte Bettels Kritik mit "message reçu" (Botschaft angekommen), um sodann auf das im Juli vorigen Jahres beschlossene Energiewende-Gesetz (150704) zu verweisen, das eine Verringerung des Anteils der Kernenergie an der Stromerzeugung zugunsten der Erneuerbaren vorsieht. Zugleich ließ Valls aber keinen Zweifel daran, daß die Kernenergie für Frankreich die wichtigste Stromquelle bleibt und auch eine Stillegung von Cattenom nicht auf der Tagesordnung steht.
Das Großherzogtum verfügt selber über keine nuklearen Anlagen. Dennoch hat es im Oktober 2014 einen neuen Notfallplan beschlossen, der eine radioaktive Verseuchung durch Cattenom oder andere benachbarte Kernkraftwerke miteinbezieht. Unter anderem ist die vorsorgliche Verteilung von Jod-Tabletten an die Bevölkerung vorgesehen. Ferner gibt es eine in fünf Sprachen abgefaßte Broschüre "Was tun bei Atomalarm?" und eine spezielle Internet-Seite mit Hinweisen zum Verhalten bei einer KKW-Katastrophe.