Juni 2016

160613

ENERGIE-CHRONIK


EnBW sieht im klassischen Großkundengeschäft keine Chancen mehr

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) will den Vertrieb von Strom und Gas an Weiterverteiler, Industrieunternehmen oder ähnliche Großkunden aufgeben. In einer Pressemitteilung vom 14. Juni begründete ihr Finanzvorstand Thomas Kusterer diese Entscheidung mit der deutlichen Zunahme des Preiswettbewerbs: "Nach eingehender Analyse und Prüfung aller Optionen sind wir zu dem klaren Ergebnis gelangt, daß sich das klassische Großkundengeschäft in Zukunft für uns weder wirtschaftlich betreiben läßt noch hinreichendes Wachstumspotential bietet."

Laufende oder bereits abgeschlossene Kundenverträge würden aber zuverlässig und in vollem Umfang erfüllt. Von der Entscheidung seien rund 400 Mitarbeiter betroffen. Ihnen sollen neben freiwilligen Aufhebungsvereinbarungen nach Möglichkeit alternative Beschäftigungen im Konzern angeboten werden. Über weitere konkrete Maßnahmen werde bei den jetzt anstehenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern entschieden. Aufgrund der bestehenden tariflichen Vereinbarungen seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Privatkundengeschäft bleibt unberührt und wird noch forciert

"Diese Entscheidung ermöglicht eine Fokussierung der finanziellen Ressourcen auf diejenigen Geschäftsfelder im vertrieblichen Bereich, die ein ausreichendes Wachstumspotential haben und deren Wirtschaftlichkeit wir nachhaltig steigern können", erklärte Kusterer weiter. Zu diesen lohnenden Geschäftsfeldern zähle vor allem das Privatkundengeschäft, das unverändert fortgeführt werde. Aber auch hier werde der Wettbewerb härter und träten neue Akteure auf den Plan. Es müsse deshalb noch stärker kunden- und wettbewerbsorientiert aufgestellt werden.

Der Niedergang der Strompreise treffe den Bereich Erzeugung und Handel direkt. Die EnBW habe auf diese Umfeldverschlechterung bereits reagiert, indem sie unter anderem insgesamt 1.700 Megawatt konventioneller Kraftwerks-Leistung abbaute und durch standortübergreifende Konzepte weitere Optimierungen erreichte. Infolge des anhaltenden Strompreisverfalls habe sich aber die Situation in diesem Jahr weiter zugespitzt. Deshalb führe an neuen Maßnahmen kein Weg vorbei.