August 2016

160808

ENERGIE-CHRONIK


Filetstück der Windreich-Insolvenzmasse bekommt neuen Namen und neue Eigentümer

Knapp drei Jahre nach der Insolvenz des Windpark-Entwicklers Windreich GmbH (130909) ist es dem vom Amtsgericht Esslingen eingesetzten Insolvenzverwalter Holger Blümle (131109) endlich gelungen, für das Filetstück der Insolvenzmasse neue Eigentümer zu finden: Es handelt sich um das Offshore-Projekt MEG 1, das seit 2009 genehmigt ist und mit 80 Anlagen der 5-MW-Klasse bis 2014 verwirklicht werden sollte. Unter der neuen Bezeichnung "Merkur" wurde das Projekt jetzt einem Investoren-Konsortium verkauft. Der Bau des Windparks soll im kommenden Jahr beginnen und bis 2019 abgeschlossen sein. Der Standort befindet sich etwa 45 Kilometer nordwestlich von Borkum und grenzt im Osten an das Testfeld "alpha ventus" (siehe Karte 120205).

Großteil des Eigenkapitals übernehmen zwei Finanzinvestoren

Wie der Insolvenzverwalter am 15. August mitteilte, gehören die Eigenkapitalanteile der Nordsee Offshore MEG 1 GmbH nun zum Großteil den Private-Equity-Gesellschaften PartnersGroup und InfraRed Capital Partners. Parallel dazu sei die Fremdkapitalfinanzierung zur Umsetzung des Windparks durch ein Bankenkonsortium gesichert worden.

DEME und GE sind auch direkt an Planung und Bau beteiligt

Laut FAZ (16.8.) verfügen die genannten Investoren über 75 Prozent des Eigenkapitals von 500 Millionen Euro. Weitere Anteile halten die belgische DEME Concessions Wind und der amerikanische Mischkonzern General Electric (GE) sowie der französische Staat. DEME und GE sind unmittelbar am Bau des Windparks beteiligt, der rund 1,6 Milliarden Euro kosten wird. Die französische Beteiligung läßt vermuten, daß die Windturbinen weiterhin von Areva geliefert werden, obwohl das Projekt laut Blümle "im Rahmen der Insolvenz nahezu vollständig neu aufgesetzt und weiterentwickelt" wurde.

Gläubiger müssen weiterhin mit hohen Ausfällen rechnen

Den genauen Erlös der nunmehr erfolgten "Verwertung" des Projekts MEG 1 wollte Blümle nicht mitteilen, weil darüber Stillschweigen vereinbart worden sei. Den Gläubigern der Windreich-Gruppe flössen aber "zusätzliche Mittel in beträchtlicher Millionenhöhe zu". Anscheinend müssen die Gläubiger dennoch weiterhin mit hohen Ausfällen rechnen. Die Agentur DPA (19.8.) will aus informierten Kreisen erfahren haben, daß der Insolvenzverwalter selber nur mit einer Quote von etwa 30 Prozent rechnet.

Ermittlungen gegen Willi Balz noch nicht abgeschlossen

Insgesamt belaufen sich die Forderungen der Gläubiger auf 366 Millionen Euro. Davon entfallen 125 Millionen auf Inhaber von Anleihen. Gegen den einstigen Firmenchef Willi Balz ermittelt seit Frühjahr 2013 die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen Verdacht auf Insolvenzverschleppung, Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation und Kreditbetrug (130314).

 

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