September 2016

160914

ENERGIE-CHRONIK


OMV verkauft 49 Prozent des österreichischen Gastransporteurs

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV will sich frisches Geld verschaffen, indem er 49 Prozent des ihm gehörenden Gastransportneztbetreibers Gas Connect Austria GmbH (GCA) verkauft. Am 22. September unterzeichnete er den Vertrag mit einem Konsortium, das zu 60 Prozent aus dem Versicherungskonzern Allianz und zu 40 Prozent aus dem italienischen Gasnetzbetreiber Snam besteht. Das Konsortium zahlt 601 Millionen Euro in bar, einschließlich eines Gesellschafterdarlehens von 147 Millionen, das ein bestehendes Gesellschafterdarlehen ablöst. Die Transaktion soll rückwirkend zum Anfang dieses Jahres wirtschaftlich wirksam werden.

GCA betreibt ein rund 900 Kilometer langes Erdgas-Hochdruckleitungsnetz in Österreich. Das Unternehmen ist für den inländischen Gastransport sowie die Vermarktung und Bereitstellung von Transportkapazitäten an den Grenzübergangspunkten zuständig. Auch der australische Infrastruktufonds Macquarie soll sich für die von OMV angebotene Beteiligung interessiert haben – und zwar gemeinsam mit dem tschechischen Energieunternehmen EHP, das soeben von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme des Braunkohlegeschäfts von Vattenfall erhalten hat (160811).

Der österreichische Energiekonzern leidet empfindlich unter der Talfahrt der Ölpreise. Er hat deshalb schon 30 Prozent des britischen Offshore-Ölfelds Rosebank verkauft. Die russische Karte sticht auch nicht so, wie man sich das bei der Berufung des früheren Wintershall-Chefs Rainer Seele zum neuen OMV-Vorstandsvorsitzenden (150319) noch erhofft hat: Die geplante Beteiligung an der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 ist in Frage gestellt, nachdem die fünf Gazprom-Partner ihre fusionsrechtliche Anmeldung bei der polnischen Wettbewerbsbehörde zurückgezogen haben (160804). Der im April vereinbarte Erwerb eines Anteils am sibirischen Öl- und Gasfeld Urengoy kommt ebenfalls nicht voran, weil sich die Regierung in Oslo bisher weigert, die der russischen Gazprom im Gegenzug versprochene Überlassung von OMV-Vermögenswerten in Norwegen zu genehmigen. Im zweiten Quartal dieses Jahres machte OMV einen Verlust von 168 Millionen Euro nach Steuern, während es im selben Zeitraum des Vorjahres noch 209 Millionen Euro Gewinn waren.

Allianz verklagt norwegische Regierung wegen mangelnder Erträge ihrer Gassled-Beteiligung

Der Allianz-Konzern prozessiert seit nunmehr zweieinhalb Jahren wegen einer anderen Gasnetz-Akquisition, die sich als Fehlinvestition herausgestellt hat: Anfang 2012 hatte er gemeinsam mit einem kanadischen Pensionsfonds und dem Ölscheichtum Abu Dhabi die Solveig Gas Norway AS übernommen, die 25 Prozent am Nordsee-Netzwerk Gassled besitzt. Die Solveig Gas Norway AS entstand dadurch, daß die Statoil bzw. der norwegische Staat einen Teil von Gassled an private Investoren verkaufte. Mit einer 2013 beschlossenen Gesetzesänderung senkte die norwegische Regierung dann ab Ende 2016 die Durchleitungsgebühren und damit die Einnahmen der Investoren um rund 90 Prozent. Sie wollte auf diese Weise die Exploration fördern und neue Lagerstätten profitabel machen. Die Allianz, die für ihre durchgerechnet 14 Prozent an Gassled 1,3 Milliarden Euro gezahlt haben soll, zog daraufhin mit den anderen Konsortialpartnern vor Gericht und machte allein für sich einen Schaden von rund 500 Millionen Euro geltend. Das Bezirksgericht Oslo erklärte jedoch im September 2015 die Vorgehensweise der norwegischen Regierung grundsätzlich für rechtens. Die Konsortialpartner haben Berufung eingelegt und rechnen bis Anfang 2017 mit einer neuen Verhandlung.