Juli 2018

180703

ENERGIE-CHRONIK


Streit zwischen Serbien und Kosovo geht weiter: Netzfrequenz erneut beeinträchtigt

Der serbische Transportnetzbetreiber EMS weigert sich weiterhin, in der Region Kosovo entstandene Stromdefizite auszugleichen, obwohl er als Regelzonenbetreiber für Serbien und Kosovo dazu verpflichtet wäre. Wie die in Brüssel ansässige Dachorganisation der europäischen Stromnetzbetreiber ENTSO-E am 9. Juli mitteilte, konnte der seit Jahresbeginn andauernde Konflikt zwischen beiden Ländern (180303) trotz aller Bemühungen der EU bisher nicht beigelegt werden. Dadurch komme es erneut zu Frequenzabweichungen im kontinentaleuropäischen Verbundnetz. Diese würden nun aber regelmäßig durch Einspeisungen anderer ENTSO-E-Mitglieder so ausgeglichen, dass die Abweichung der Netzzeit von der Normalzeit unter sechzig Sekunden bleibt.

Fehlmengen sind zu gering, um das Verbundsystem zu gefährden, lassen aber Netzzeit hinterherhinken

Das Stromdefizit im Kosovo entsteht dadurch, dass der dortige Transportnetzbetreiber KOSTT die Versorgung der serbischen Minderheit im Norden des Landes von serbischer Seite nicht honoriert bekommt. Die serbische EMS wäre als zuständiger Regelzonenbetreiber und Mitglied der ENTSO-E für beide Länder zum Ausgleich der Fehlmengen verpflichtet, weigert sich aber aus politischen Gründen. KOSTT will oder kann die Kosten ebenfalls nicht übernehmen, was sowohl finanzielle als auch politische Gründe hat (siehe Hintergrund, März 2018).

So wird der Strom für den Norden des Kosovo dem kontinentaleuropäischen Verbundnetz entnommen, ohne dass Serbien oder der Kosovo die Fehlmengen ersetzen. Das bewirkt zwangsläufig eine Frequenzabsenkung im gesamten kontinentaleuropäischen Verbundnetz von Portugal bis Polen und von Italien bis Dänemark. Dasselbe gilt für die Türkei und die nordafrikanischen Länder, die mit diesem Verbundnetz synchron gekoppelt sind.

Die Fehlmenge ist im europäischen Maßstab allerdings vergleichsweise gering. Deshalb bewegt sich Frequenzabsenkung durchaus noch innerhalb der Toleranzzone zwischen 50,2 und 49,8 Hertz und beeinträchtigt die Versorgungssicherheit nicht. Ohne Ausgleich addieren sich diese Fehlmengen aber und bewirken eine Abweichung der Netzzeit von der Normalzeit. Bis Anfang März hatte die Fehlmenge einen Umfang von 113 Gigawattstunden erreicht und so ein Hinterherhinken der Netzzeit um fast sechs Minuten bewirkt, bevor diese dann durch Einspeisungen anderer ENTSO-E-Mitglieder bis Anfang April wieder der Normalzeit angeglichen werden konnte.

"Letztendlich muss eine politische Lösung gefunden werden"

Die ENTSO-E verwies auf Anfrage darauf, dass sie ein "Verband ohne operative Rolle" sei. Deshalb sei sie nicht über alle Einzelheiten der ergriffenen Maßnahmen informiert. Sicher würden aber alle entstehenden Kosten registriert. Ferner müsse eine Vereinbarung gefunden werden, wie diese Kosten auf die kontinentaleuropäischen Übertragungsnetzbetreiber umgelegt werden. Die europäische Regulierungsbehörde ACER und andere beteiligte Aufsichtsbehörden seien auf dem laufenden und würden nach einer Lösung suchen. Letztendlich handele es sich um einen politischen Konflikt, der auch einer politischen Lösung bedürfe.

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