Oktober 2019

191005

ENERGIE-CHRONIK


Fortum erhöht Uniper-Beteiligung auf 70,5 Prozent

Der finnische Fortum-Konzern hat sich nach langem Zögern nun doch entschlossen, seine bisher bei 49,99 Prozent eingefrorene Beteiligung an der Uniper SE in eine klare Majorität zu verwandeln. Am 8. Oktober teilte er den bevorstehenden Erwerb eines weiteren Aktienpakets von 20,5 Prozent mit, das ihm für rund 2,3 Milliarden Euro von den beiden US-amerikanischen Hedgefonds Elliott und Knight Vinke überlassen wird. Der Abschluss der Transaktion unterliege den "üblichen regulatorischen Genehmigungen in Russland und den Vereinigten Staaten" und werde bis Ende des ersten Quartals 2020 erwartet.

Nach Gespräch mit Putin: Kreml gibt grünes Licht für den Mehrheitserwerb

Umsatzmäßig ist Uniper geradezu ein Riese gegenüber Fortum. Auch die Anzahl der Beschäftigten ist deutlich höher. Beim operativen Gewinn vor Steuern (EBITDA) übertrifft der finnische Konzern jedoch ganz klar seine neue Tochter, für deren mehrheitlichen Erwerb er bisher 6,2 Milliarden Euro ausgegeben hat. Das nimmt auch nicht wunder, da Uniper als Ausgründung für die weniger lukrativen Teile des E.ON-Konzerns entstanden ist.

Faktisch geht es nur um die Genehmigung der russischen Behörden, die den Strom- und Wärmeerzeuger Unipro (früher E.ON Russia) im August 2017 als strategisches Unternehmen eingestuft haben, weil er am Standort Surgustkaja eine Trinkwasseraufbereitungsanlage betreibt (180605). Der US-amerikanische Hedgefonds Elliott und auch Fortum hatten das Management von Uniper verdächtigt, diese Einstufung bewußt herbeigeführt zu haben, um die mehrheitliche Übernahme und Zerschlagung der ehemaligen E.ON-Tochter durch Fortum zu verhindern. Beweise gab es dafür nicht. Aber sicher handelte es sich um eine recht willkürliche Entscheidung, die genauso willkürlich rückgängig gemacht werden kann. Fortum-Chef Lundmark hat seinen Angaben zufolge wegen dieses Problems im Juni bei einem Wirtschaftsforum in St. Petersburg direkt den Kremlchef Putin kontaktiert. Inzwischen habe es intensive Gespräche mit russischen Behörden gegeben. Zu Gegenleistungen oder anderen Details wollte Lundmark sich nicht äußern. Er zeigte sich aber zuversichtlich, nun aus Moskau grünes Licht für den Mehrheitserwerb zu bekommen.

Für die US-Spekulanten hat sich der Einstieg gelohnt

Einschließlich des Aktienpakets der beiden US-Hedgefonds hat Fortum eigenen Angaben zufolge bisher 6,2 Milliarden Euro in den Erwerb von Uniper investiert. Davon entfallen 3,76 Milliarden Euro auf die E.ON-Beteiligung von 46,65 Prozent, die zu Anfang des Jahres 2018 den Eigentümer wechselte (180108). Dabei wurde pro Aktie ein Preis von 22 Euro zugrundegelegt. Die beiden US-Hedgefonds bekommen jetzt 29,93 Euro pro Aktie, also knapp acht Euro mehr, womit sich der spekulative Einstieg in die verkaufte E.ON-Tochter für sie gelohnt haben dürfte. Den Durchschnittspreis für alle bisher erworbenen Aktien beziffert Fortum mit 23,97 Euro pro Stück. Von den rund 366 Millionen Uniper-Aktien haben die Finnen bisher rund 258 Millionen erworben. Multipliziert man diese Zahl mit dem angegebenen Durchschnittspreis ergibt das die erwähnten 6,2 Milliarden Euro.

Fortum beansprucht "unverzüglich" den Vorsitz im Aufsichtsrat

Unter dem Druck des Großaktionärs Fortum haben im Februar der Uniper-Vorstandsvorsitzende Klaus Schäfer und der Finanzvorstand Christoph Delbrück ihr Ausscheiden bekanntgegeben (190204). Im Mai folgten die beiden verbliebenen Vorstände Keith Martin und Eckhardt Rümmler (190512). Den neuen Vorstandsvorsitzenden Andreas Schierenbeck, der zum 1. Juni die Nachfolge Schäfers antrat, will Fortum anscheinend weiter im Amt belassen. Dagegen ist die Ablösung des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Bernhard Reutersberg beschlossene Sache, denn die Finnen wollen im Aufsichtsrat "unverzüglich als Eigentümer angemessen vertreten sein".

Gnadenfrist von zwei Jahren mit vielen offenen Fragen

Ansonsten gab sich der Mehrheitseigentümer in spe vorerst konziliant: Er strebe eine gemeinsame strategische und operative Ausrichtung mit Uniper an. Für mindestens zwei Jahre denke er weder an den Abschluss eines Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrags noch an ein "Squeeze Out" zur Abfindung der restlichen Minderheitsaktionäre. Ferner sei er zu einem "kontinuierlichen Dialog" mit den Arbeitnehmervertretern bereit.

Der Uniper-Vorstand erklärte dazu am 10. Oktober, dass die Verlautbarung eine Reihe "wichtiger offener Punkte" enthalte, die der Klärung und tieferer Analyse bedürften: "Zu diesen offenen Punkten gehören unter anderem konkrete Verpflichtungen gegenüber den Uniper-Mitarbeitern, Klarheit über die künftige Geschäftstätigkeit, Strategie und finanzielle Stabilität von Uniper einschließlich der Sicherstellung der aktuell guten Bonität, die behördlichen Genehmigungen in Russland sowie geplante Änderungen in der Zusammensetzung des Aufsichtsrats von Uniper."

 

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