April 2020

200406

ENERGIE-CHRONIK


 


Das Steinkohlekraftwerk Mellach (rechts im Bild) erzeugte nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme, die über eine 15 Kilometer lange Leitung in die steiermärkische Landeshauptstadt Graz geliefert wurde. Davon zu unterscheiden ist das GuD-Kraftwerk Mellach am selben Standort, das weiter betriebsbereit sein wird (links).
Foto: VERBUND

Österreich hat sein letztes Kohlekraftwerk stillgelegt

Der Großstromerzeuger Verbund gab am 17. April die Abschaltung des letzten österreichischen Kohlekraftwerks bekannt. Es handelt sich um das Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark, das seit 1986 in Betrieb war und neben einer elektrischen Leistung von bis zu 225 MW bis zu 230 MW Fernwärme auskoppeln konnte, mit der die Stadt Graz und Gemeinden der Umgebung versorgt wurden. In seinen 34 Betriebsjahren erzeugte das Kraftwerk mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden Strom und 20 Milliarden Kilowattstunden Fernwärme. Zuletzt war es allerdings nur noch während der Heizperiode in Betrieb.

Lieferverträge für Fernwärme verzögerten Stilllegung

Der Betreiber Verbund wollte das Steinkohlekraftwerk schon vor sieben Jahren wegen Unrentabilität verkaufen oder zumindest "einmotten". Dem standen aber die geltenden Wärmelieferverträge mit der landeseigenen Energie Steiermark GmbH entgegen, die mit dem Verbund das gemeinsame Tochterunternehmen Verbund Thermal Power gegründet hatte. Ende 2013 übernahm der Verbund die Fünftelbeteiligung des Fernwärme-Partners. Zugleich sicherte er ihm vertraglich die Weiterbelieferung mit Wärme bis 2020 vertraglich zu. Wegen der ungewöhnlich milden Temperaturen konnte die letzte Heizperiode nun schon etwas früher beendet werden.

In den vergangenen 15 Jahren hat Österreich alle anderen Kohlekraftwerksblöcke wie in Dürnrohr, Voitsberg, Zeltweg oder St. Andrä stillgelegt. Die noch älteren Ölkraftwerke wie etwa Neudorf-Werndorf oder Pernegg wurden oder werden bis zur "grünen Wiese" rückgebaut.

Im Erzeugungs-Mix der österreichischen Stromwirtschaft dominiert seit jeher die Wasserkraft (blau). Kohle spielte immer nur eine flankierende Rolle, ähnlich wie Gas (türkis) und Öl (hellbraun). Die Braunkohleverstromung (braun) wurde schon 2006 beendet. Nun entfällt auch noch die Steinkohle (schwarz). Dagegen stieg der Anteil der erneuerbaren Energiequellen auf über vier Fünftel, da neben der Wasserkraft zunehmend auch Wind und Sonne (gelb) sowie Biomasse (grün) zur Stromerzeugung beitragen .