März 2022 |
220314 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die 762 Millionen Tonnen Treibhausgase des Jahres 2021 stammten aus Energiewirtschaft (33 Prozent), Industrie (24 Prozent), Gebäudebereich (15 Prozent), Verkehr (20 Prozent), Landwirtschaft (8 Prozent) sowie Abfallwirtschaft/Sonstiges (1 Prozent). Berücksichtigt man zusätzlich den negativen CO2-Saldo aus Flächen, die natürliche Kohlendioxid-Senken sind (LLUCF), verringert sich der Gesamtausstoß zumindest rechnerisch um rund zwei Prozent auf 750 Millionen Tonnen. (Detaillierte Daten zu dieser Grafik sind HIER zu finden.) |
Die deutschen Treibhausgasemissionen sind 2021 nicht weiter gesunken, sondern zum ersten Mal seit vier Jahren wieder gestiegen. Wie Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium am 15. März mitteilten, wurden im Jahr 2021 rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das sind gut 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr als 2020. Die Senkung der Emissionen gegenüber dem Stand von 1990 beträgt damit nur noch 38,7 statt 40,13 Prozent (210309). Der Wiederanstieg war freilich zu erwarten, weil das relativ gute Ergebnis des Vorjahres nur durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zustande kam. Besonders deutlich widerspiegelte sich das beim monatlichen Stromverbrauch, der zwischen Frühjahr und Herbst 2020 um bis zu 14,6 Prozent zurückging (210109). Dadurch verringerten sich auch die Emissionen der fossilen Kraftwerke. Dieser Effekt hielt freilich nur bis September an. Im Oktober 2020 war der Stromverbrauch trotz der fortdauernden Pandemie bereits wieder höher als im Vorjahresmonat (201018).
Es verwundert deshalb nicht, dass der Wiederanstieg der Emissionen vor allem auf den Bereich Energiewirtschaft zurückzuführen ist. Hier stiegen die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um 12,4 Prozent, gefolgt von Industrie (5,5 Prozent) , Verkehr (1,2 Prozent) und LULUCF (1,8 Prozent). Weniger Treibhausgase produzierten dagegen der Gebäudebereich (-3,3 Prozent), die Landwirtschaft (- 2,0 Prozent) sowie Abfallwirtschaft/Sonstiges (-4,3 Prozent). Im Endergebnis ergab das 32,85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent mehr als im Vorjahr.
Es war aber nicht nur der höhere Strombedarf, der die Emissionen der Stromerzeugung in die Höhe trieb: Hinzu kam eine witterungsbedingte geringere Einspeisung aus erneuerbaren Energien. Vor allem die Windstromerzeugung schwächelte. Es mussten deshalb verstärkt auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen werden. Und weil der Gaspreis stark gestiegen war, handelte es sich dabei vor allem um Kohlekraftwerke, die besonders viel Kohlendioxid emittieren.
"Der Anstieg der Treibhausgasemissionen hat sich leider abgezeichnet;
dem wird die Bundesregierung jetzt mit einem Klimaschutz-Sofortprogramm zügig
entgegenwirken", erklärte dazu der frühere Agora-Energiewende-Direktor
Patrick Graichen, der neuerdings als Staatssekretär im Bundesumweltministerium
für Klimafragen zuständig ist (220104).
"Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher
zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030
auf 80 Prozent zu steigern. Eine Hängepartie wie in den letzten Jahren
darf es dabei nicht mehr geben. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine
hat uns zudem auf dramatische Weise deutlich gemacht, wie sehr Sicherheit und
Energieversorgung zusammenhängen. Wir können es uns nicht mehr leisten,
das zu ignorieren. Deshalb gilt es jetzt, jeden Stolperstein auf dem Weg zu
mehr Wind- und Sonnenkraft zügig aus dem Weg zu räumen. Die schnellere
Abkehr von fossilen Energien muss alle Bereiche umfassen - von der Industrieproduktion
über den Gebäudebereich bis hin zur Mobilität und der Landwirtschaft."
Entscheidend sei dabei aber auch, bei allen Maßnahmen "die soziale
Balance zu wahren".