November 2022

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ENERGIE-CHRONIK


Erster LNG-Terminal in Wilhelmshaven fertiggestellt

In Wilhelmshaven wurde am 15. November die erste schwimmende Anlegestelle für Tanker mir Flüssiggas (LNG) an der deutschen Küste fertiggestellt. Das Projekt liegt damit im Zeitplan (220502). Es folgen noch technische Tests. Die Inbetriebnahme ist zum Jahreswechsel vorgesehen. Die Anlage sei "ein zentraler Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter", erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck . "Das Beispiel Wilhelmshaven zeigt: Deutschland kann schnell sein und mit hoher Entschlossenheit Infrastrukturprojekte voranbringen, wenn Bund und Länder und die Projektbeteiligten an einem Strang ziehen."

Bis zum folgenden Winter sollen sechs FSRU-Schiffe an vier Standorten zur Verfügung stehen

Bis zum Winter 2023/2024 sollen an der deutschen Küste insgesamt fünf solcher "Floating Storage and Regasification Units" (FSRU) in staatlicher Regie betrieben werden. Mit einer Kapazität von jeweils fünf Milliarden Kubikmeter werden sie jährlich mindestens 25 Milliarden Kubikmeter ins Gas-Fernleitungsnetz einspeisen können. Parallel zur Anlage in Wilhelmshaven soll schon zum Jahreswechsel in Brunsbüttel ein weiteres FRSU-Schiff den Betrieb aufnehmen. Bis Ende 2023 folgen eine dritte und vierte Anlage in Stade bzw. Lubmin sowie eine fünfte am Standort Wilhelmshaven. Hinzu kommt der private LNG-Terminal "Deutsche Ostsee" in Lubmin, der jährlich 4,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas einspeisen kann. Insgesamt könnte so nach Einschätzung der Bundesregierung der bisherige Gasbedarf von ungefähr 90,5 Milliarden Kubikmeter (2021)zu etwa einem Drittel mit den FSRU-Schiffen gedeckt werden.

Privater Terminal in Lubmin will noch in diesem Jahr starten

Der private LNG-Terminal "Deutsche Ostsee" in Lubmin soll sogar schon zum 1. Dezember in Betrieb genommen werden, sofern bis dahin alle notwendigen Genehmigungen vorliegen. Betreiber ist die in Lubmin ansässige Deutsche ReGas GmbH & Co. KGaA. Wie diese am 23. November mitteilte, traf das für die Regasifizierung benötigte FRSU-Schiff "Neptune" in Mukran auf Rügen ein. Um die Überführung nach Lubmin vorzubereiten, muss zunächst der Tiefgang des Schiffes von 9,6 auf 5,2 Meter reduziert und ein Rohradapter für den passgenauen Anschluss an das landseitige Rohrsystem installiert werden. Die "Neptune" wird im Industriehafen Lubmin das von Tankern gebrachte Flüssiggas in Erdgas umwandeln und in das nur 450 Meter entfernte deutsche Ferngasleitungsnetz (EUGAL/NEL) einspeisen. Wegen der geringen Tiefe des vor Lubmin gelegenen Greifswalder Boddens werden die Tanker das Flüssigggas jedoch nicht direkt an das FSRU-Schiff übergeben, sondern außerhalb des Boddens an einer schwimmenden Anlegestelle, von der aus drei Shuttle-Schiffe das LNG zur "Neptune" transportieren. Das FRSU-Schiff gehört dem norwegischen Eigner Höegh und wurde über einen Vertrag mit Totalenergies gechartert. Das im April dieses Jahres von Ingo Wagner und Stefan Knabe gegründete Unternehmen Deutsche Regas ging aus einem in Lubmin betriebenen Wasserstoffprojekt hervor, das im Herbst 2021 auf LNG umgestellt wurde.

Bundeskartellamt hat keine Einwände gegen die Kooperationsvereinbarung

Im August schloss das Bundeswirtschaftsministerium mit den Gasgroßhändlern Uniper, RWE und EnBW/VNG eine Vereinbarung zum Aufbau und Betrieb der geplanten schwimmenden LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven. Demnach werden diese beiden Terminals von Uniper und RWE betrieben. Die Belieferung mit Flüssiggas erfolgt anhand fest vereinbarter Lieferquoten durch Uniper, RWE und EnBW/VNG. Die beteiligten Unternehmen verpflichten sich die zwischen ihnen festgelegten Lieferfenster bis zum 31. März 2024 voll auszulasten. Sie werden das Flüssiggas weiterhin unabhängig voneinander am Weltmarkt beschaffen. Auch die Vermarktung des gewonnenen Erdgases erfolgt getrennt voneinander.

Das Bundeskartellamt hatte gegen diese Vereinbarung keine Bedenken. Wie es am 15. September mitteilte, beschränkt eine solche Kooperation zwar tendenziell den Wettbewerb. Diesen potentiell negativen Wirkungen stünden jedoch in der gegenwärtigen Situation offenkundige und gewichtige Vorteile für die Verbraucher gegenüber. Wichtig für die Genehmigung sei auch gewesen, dass das Betreibermodell vorerst bis 31. März 2024 befristet ist.

LNG-Terminals werden mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich veranschlagt

Wie am 20. November bekannt wurde, ergibt sich aus Unterlagen des Haushaltsausschusses des Bundestags, dass für die Anschaffung und den Unterhalt der LNG-Terminals rund 6,56 Milliarden Euro eingeplant sind. Gegenüber den 2,94 Milliarden, die zunächst vorgesehen waren, haben sich die Kosten damit mehr als verdoppelt. Außerdem mussten zwei der schwimmenden Terminals für 15 statt für zehn Jahre gechartert werden. Der Anbieter war nur bereit, den Zeitraum auf zehn Jahre zu verkürzen, sofern die Bundesregierung darüber schon im nächsten Jahr entscheidet.

Im Hamburger Hafen entsteht ein Terminal für Ammoniak-Importe

Das erste deutsche Terminal für grünen Wasserstoff und dessen Derivate soll im Hamburger Hafen entstehen und ab 2026 in Betrieb gehen. Am 17. November verkündeten Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher gemeinsam mit den Chefs der Firmen Air Products und Mabanaft diese Standortentscheidung. Das grüne Ammoniak wird von Air Products in Saudi-Arabien mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt. Nach der Anlandung in Hamburg soll es größtenteils in reinen Wasserstoff umgewandelt und von derselben Firma an die Endabnehmer verteilt werden.

 

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