Februar 2023 |
230210 |
ENERGIE-CHRONIK |
Wie haben Manager von Fonds, die sich als "grün" oder "nachhaltig"
präsentieren, auf den Ukrainekrieg und die Energiekrise reagiert? – Dieser
Frage geht eine Studie nach, die am 21. Februar von der Initiative
"Finanzwende" veröffentlicht wurde (PDF).
Die beiden Verfasserinnen kommen zu dem Ergebnis, dass vermeintlich
nachhaltige Fonds allein zwischen Dezember 2021 und März 2022 fast eine
Milliarde US-Dollar zusätzliches Geld in fossile Energieunternehmen
gesteckt haben. Die untersuchten Fonds seien dadurch im Durchschnitt um
7,9 Prozent CO2-intensiver geworden.
Die Untersuchung betrachtet die Portfolio-Bewegungen von mehr als 2.400
als nachhaltig beworbenen Fonds zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März
2022 und verifiziert die Ergebnisse mit Daten bis Ende 2022. Demnach
steckten diese Fonds schon damals – ein Jahr zuvor – viel vermeintlich
grün investiertes Geld in fossilen Energien, und zwar dreimal so viel wie
in Firmen aus dem Bereich erneuerbare Energien. Trotzdem bauten die
Fondsmanager diese Positionen in der Krise noch weiter aus. Für 2,6
Milliarden US-Dollar kauften sie zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März
2022 Aktien aus dem Energiesektor zu. Davon flossen 940 Millionen
US-Dollar zusätzlich in den fossilen Bereich, aber nur 138 Millionen
US-Dollar in weitere Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der
erneuerbaren Energien. Parallel dazu sanken die Beteiligungen an
Techfirmen und Finanzakteuren, die als weniger klimaschädlich gelten.
Insgesamt wurden dadurch die Fonds deutlich CO2-lastiger.
"Es fehlen klare Regeln, was nachhaltige Fonds tun dürfen und was nicht",
stellte die Co-Autorin Magdalena Senn von Finanzwende Recherche fest. "Das
Ergebnis ist ein massiver Etikettenschwindel im Bereich grüner Fonds" –
zum Nachteil von Kunden, die auf Bezeichnungen wie "nachhaltig" oder
"grün" vertrauen.
Laut der Studie gibt es aber auch Ausnahmen, da einige grüne Fonds
komplett auf fossile Energieunternehmen verzichten. Die Suche nach
wirklich nachhaltigen Fonds gleiche aber der Suche nach der Nadel im
Heuhaufen. Wer Greenwashing bei der Geldanlage vermeiden wolle, müsse
trotz aller Regeln für nachhaltige Finanzprodukte sehr genau hinschauen.