November 2023

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ENERGIE-CHRONIK


US-Projekt mit SMR-Reaktoren gescheitert

In den USA hat das Unternehmen NuScale Power am 8. November ein Projekt abgeblasen, das die Errichtung eines Kernkraftwerks aus sechs kleinen Reaktoren mit einer Leistung von jeweils 77 MW vorsah, weil die Atomstromerzeugung mit derartigen "Small Modular Reactors" (SMR) angeblich effizienter und sicherer sein würde als mit konventionellen Leichwasserreaktoren. Das 2014 gestartete Projekt war das fortgeschrittenste seiner Art, wurde vom US-Energieministerium unterstützt und war das einzige, das über eine US-Lizenz verfügte. Es basierte auf einer Vereinbarung mit der Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS), die den Großteil der insgesamt 462 Megawatt betragenden Erzeugungsleistung ab 2029 an öffentliche Energieversorger in Kalifornien und sechs weiteren westlichen Bundesstaaten liefern sollte.

"Sobald man auf einem toten Pferd sitzt, steigt man schnell ab"

Anstatt den mit nuklearer Wärme erzeugten Strom zu verbilligen, scheiterte das SMR-Projekt an den explodierenden Kosten: Die Baukosten stiegen von 5,3 auf 9,3 Milliarden Dollar und die Erzeugungskosten des Stroms von 58 auf 89 Dollar pro Megawattstunde. Um diesen Kostenanstieg zu bewältigen, hätten die UAMPS-Mitglieder oder andere Versorgungsunternehmen die Abnahme einer deutlich höheren Menge des erzeugten Stroms garantieren müssen. "Der Kunde hat uns klar gemacht, dass wir 80 Prozent erreichen müssen, und das war einfach nicht zu schaffen", sagte der NuScale-Chef John Hopkins laut der Agentur Bloomberg am 8. November auf einer Telefonkonferenz. "Sobald man auf einem toten Pferd sitzt, steigt man schnell ab. Und genau da sind wir jetzt."

In Frankreich und Tschechien wiehert das tote Pferd noch

Trotzdem werden anderenorts weiterhin SMR als angebliche Alternative zu herkömmlichen Kernkraftwerken geplant, obwohl sie die Kosten und vor allem die nuklearen Risiken eher vergrößern: Am bekanntesten wurde die Absicht des französischen Präsidenten Macron, Frankreich bis 2030 zusätzlich mit kleineren nuklearen Reaktoren zu bestücken (211008). In Tschechien unterzeichnete im September der staatliche Stromerzeuger CEZ mit dem Gouverneur der Region einen Vertrag zum Bau eines ersten SMR auf dem Gelände des KKW Temelin bis 2032. Zwei weitere SMR sollen an den Standorten Detmarovice und Tusimice gebaut und bis 2040 fertiggestellt werden, um dort die bisherige Kohleverstromung zu ersetzen.

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