April 2024 |
240412 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im Rahmen des Forschungsprojekts "Modellregion Agri-Photovoltaik für Baden-Württemberg"eröffnete am 12. April das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE auf dem Obsthof Vollmer in Oberkirch-Nussbach die fünfte Anlage. Insgesamt werden an neun unterschiedlichen Standorten Pilotanlagen mit verschiedenen Obst- und Beeren-Kulturen errichtet, um die Möglichkeiten zu erkunden, die sich aus der Kombination von landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Solaranlagen ergeben. Wie das ISE aus diesem Anlaß mitteilte, sind die ersten Zwischenergebnisse vielversprechend: Sie zeigen, dass nicht nur die unter den Anlagen gebauten Kulturen von der teilweisen Verschattung profitieren, sondern auch die PV-Module dank der Kühlung durch die Pflanzen mehr Strom produzieren als vorab angenommen.
Unter der Agri-PV-Anlage
auf dem Obsthof Vollmer werden Zwetschgen, Äpfel, Birnen, Kiwi und Brombeeren
angepflanzt.
Foto: ISE
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Mit der neuen Anlage in Oberkirch-Nussbach soll vor allem die Kombination von Kern- und Beerenobst mit unterschiedlich nachgeführten PV-Modulen untersucht werden. Sie ist das bisher größte Projekt dieser Art in Deutschland. Kernstück ist ein nachgeführtes System mit vollverschatteten Modulen, wobei die eine Hälfte unter Berücksichtigung pflanzenphysiologischer Gesichtspunkte nachgeführt und die andere Hälfte rein nach sonnenoptimierten Parametern gesteuert wird. Außerdem wird der Stromertrag aus fest montierten PV-Modulen über Kiwi, Birnen, Äpfeln und Zwetschgen mit Modulen untersucht, die vollverschattend oder semitransparent angebracht sind.
Bei der ersten Agri-PV-Anlage des Projekts, die über Apfelbäumen in Kressbronn am Bodensee errichtet wurde, konnten im Rahmen des Projekts bereits zwei Jahre lang Messungen durchgeführt werden. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass der Obsthof auf der Fläche unter der Agri-PV-Anlage 70 Prozent der Pflanzenschutzmittel einsparen konnte. Der Bewässerungsbedarf konnte um 50 Prozent reduziert werden. Der sich durch den Klimawandel verstärkenden Tendenz von zu viel Sonne und zu wenig Wasser für die Apfelbäume wird so entgegengewirkt.
Außerdem produzierte die Agri-PV-Anlage über 20 Prozent mehr Strom, als auf
Basis der Simulationen erwartet wurde. Die genauen Gründe hierfür sind noch
Gegenstand weiterer Untersuchungen. Das Forschungsteam vermutet, dass eine Kombination
aus Verdunstungskühlung und Hinterlüftung den wichtigsten Beitrag für die erhöhten
Stromerträge leistet. "Es profitieren nicht nur die Pflanzen von der PV-Anlage,
sondern auch die PV-Anlage von den Pflanzen, wenn man die Agri-PV Anlage passend
plant" fasste Oliver Hörnle, Projektleiter am Fraunhofer ISE, die Zwischenergebnisse
anlässlich der Eröffnung zusammen.