Oktober 2025

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ENERGIE-CHRONIK



In den ersten zehn Jahren ab 1990 spielt die Stromerzeugung mit Biogas kaum eine Rolle. Sie nimmt aber kontinuierlich von 1 auf 145 GWh zu. Im Jahr 2000 sind es dann plötzlich 445 GWh, also dreimal soviel. Der Grund dafür ist das in diesem Jahr beschlossene Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Kilowattstunde aus Biomasse mit 20 Pfennig pro Kilowattstunde vergütet (991203, 000201). Von da an geht es fast nur noch aufwärts, besonders steil von 2006 (3559 GWh) bis 2015 (30086 GWh). Seitdem bleibt die jährliche Biogas-Stromerzeugung ungefähr auf diesem Niveau und erreicht 2021 mit 31011 GWh ihren Höhepunkt. Ab 2023 beginnt sie dann zu schwächeln und beträgt 2024 nur noch 28557 GWh.

Biomethan taucht in dieser Statistik erstmals 2007 mit 21 GWh auf. Bis 2011 werden daraus 596 GWh. Dabei handelt es sich noch schlicht um "Biogas", das gemäß EEG vergütet wird. Der spezielle Begriff "Biomethan" taucht erst in dem ab 2012 geltenden EEG auf und bekommt einen Extra-Bonus. Das erklärt, weshalb sich ab diesem Jahr die Vorjahresmenge auf 1117 GWh fast verdoppelt. Bis 2015 werden daraus 3147 GWh. Ein weiterer Höhepunkt wird 2021 mit 32073 GWh erreicht. Seitdem schwächelt die Stromerzeugung mit Biomethan und beträgt 2024 nur noch 2734 MWh.

Deutsche Umwelthilfe warnt vor Methan-Leckagen an Biogasanlagen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) legte am 8. Oktober eine Studie (PDF) vor, wonach aus den mehr als 10.000 deutschen Biogas-Anlagen jährlich bis zu 370.000 Tonnen Methan entweichen. Das entspreche jährlich 31,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (Klimaschädlichkeit auf 20 Jahre bezogen) und damit mehr als den jährlichen Treibhausgasemissionen kleiner EU-Staaten wie Zypern und Malta.

Laut DUH zeigt die Studie auf, dass sich diese Methan-Leckagen durch regelmäßige Kontrollen, eine gute Wartung und schnelle Reparatur deutlich verringern lassen. Diese Maßnahmen seien zudem kosteneffizient, da jede Tonne Methan energetisch genutzt werden kann, die nicht ungenutzt in die Atmosphäre entweicht. Methan sei zwar ein kurzlebigeres Klimagas als Kohlendioxid, weil es nur etwa zwölf Jahre in der Atmosphäre verbleibe. Es sei aber für rund 30 Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich und 80-mal klimaschädlicher als CO2, sofern man die Klimabelastung mit zwanzig Jahren veranschlagt.

Sicherheits- und umwelttechnische Standards werden oft nicht eingehalten

In Deutschland gebe es zwar sinnvolle sicherheits- und umwelttechnische Standards für die Erzeugung von Biogas, doch würden diese in der Praxis vielfach nicht eingehalten. Dies belege ein Bericht der Kommission für Anlagensicherheit (KAS), wonach bei 69 Prozent der 2023 geprüften Biogasanlagen gravierende Mängel festgestellt wurden: Genannt würden unter anderem fehlende oder unvollständige Gefährdungsanalysen, mangelhafte Dokumentation, unzureichend geschultes Personal sowie technische Defizite bei Absperrventilen oder Notfallplänen. Für die Umsetzung und Kontrolle dieser Vorgaben seien die Landesbehörden zustäuste durch .

"Erhebliche Verluste durch Methanschlupf im Abgas von Blockheizkraftwerken"

"Die meisten Emissionen in Biogasanlagen entstehen am Blockheizkraftwerk und beim Gärrestlager", heißt es in den Erläuterungen der DUH zu dem Bericht. "Blockheizkraftwerke verursachen erhebliche Verluste durch Methanschlupf im Abgas. Mit modernen Motoren, zusätzlicher Abgasnachbehandlung, einem möglichst durchgehenden Betrieb im Volllastbereich und einer kontinuierlichen Überwachung lassen sich diese Verluste deutlich verringern. Auch beim Gärrestlager treten hohe Methanemissionen auf, insbesondere wenn die Lager offen oder nur unzureichend abgedeckt sind. Durch gasdichte Abdeckungen, verkürzte Lagerzeiten und Rückgewinnungssysteme können diese Emissionen spürbar reduziert werden."

Fraunhofer IMM forscht an höherer Methan-Ausbeute bei Umwandlung von Biogas zu Biomethan

Biogas besteht zu etwa 50 bis 75 Prozent aus Methan und zu 25 bis 55 Prozent aus CO2 sowie kleineren Anteilen von Wasser, Stickstoff , Schwefelwasserstoff und Ammoniak. Es wird meistens als spezieller Brennstoff für Blockheizkraftwerke verwendet, die zugleich Strom und Wärme erzeugen. Daneben gibt es die Möglichkeit, Biogas durch weitgehende Reinigung von den anderen Beimengungen so aufzubereiten, dass es fast nur noch aus Methan besteht und als "Biomethan" anstelle von Erdgas verwendet oder diesem beigemischt werden kann.

Bei dieser Aufbereitung von Biogas zu Biomethan werden vor allem erhebliche Mengen CO2 freigesetzt. Das kann insoweit als "klimaneutral" gelten, als dieses Kohlendioxid von den Pflanzen vorher der Atmosphäre entzogen wurde. Trotzdem wäre es besser, wenn sich das Kohlendioxid zur Erhöhung der Methan-Ausbeute bei der Umwandlung nutzen ließe. An einem solchen Verfahren arbeitet derzeit das Fraunhofer-Institut für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM mit seinem Projekt ICOCAD: Es erhöht die Methanausbeute von Biogas anlagen durch die Verwertung des dabei anfallenden CO2, indem dieses mittels Wasserstoff und geeigneter Katalysatoren ebenfalls in Methan umgewandelt wird. Die erste Mini-Demonstrationsanlage ICOCAD 1 hatte eine thermische Leistung von zehn Kilowatt und wandelte einen Kubikmeter Biogas pro Stunde in einen Kubikmeter Methan um. Das Folgeprojekt ICOCAD 2 hatte dann mit einer thermischen Leistung von 50 Kilowatt bereits die fünffache Größe. Bis zum Jahr 2025 war eine Hochskalierung auf 500 Kilowatt geplant. Danach sollte die Anlage ein bis zwei Megawatt Leistung erzeugen.

 

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