November 1991

911104

ENERGIE-CHRONIK


Japan will Kernenergie-Kapazität bis zum Jahr 2010 verdoppeln

Japan setzt auf den konsequenten Ausbau der Kernenergie, um seine Abhängigkeit vom Mineralöl zu vermindern und den Kohlendioxid-Ausstoß zu begrenzen. Nach Plänen des Handels- und Industrieministeriums soll das Land bis zum Jahr 2010 über eine Kernkraft-Kapazität von 72,5 Gigawatt verfügen. Dies würde den Anteil der Kernkraft an der Stromerzeugung von derzeit 26% auf 31% steigern und faktisch den Bau von rund 40 neuen Kernkraftwerken bedeuten. Derzeit sind 41 Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 32,2 Gigawatt am Netz. Elf weitere Kernkraftwerke befinden sich im Bau. Bei der nuklearen Stromerzeugung steht Japan hinter den USA, Frankreich und der Sowjetunion weltweit an vierter Stelle. Bis zur Jahrtausendwende soll der geschlossene Kreislauf einschließlich Anreicherung, Wiederaufarbeitung und Endlagerung fertiggestellt sein. Außerdem arbeitet Japan sowohl am Hochtemperatur-Reaktor als auch am Schnellen Brüter.

Allerdings wird die Durchsetzbarkeit des Kernkraft-Programms als zweifelhaft eingeschätzt. Nach einer Umfrage, die von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, halten 65% der Bevölkerung den Ausbau der Kernenergie für nötig. Ein genauso hoher Prozentsatz ist aber auch besorgt wegen der damit verbundenen Risiken in dem durch Erdbeben gefährdeten Land. Umweltschützer kritisieren insbesondere das Wiederaufarbeitungs-Pro-gramm, da Plutonium wesentlich giftiger sei als Uran. Die Regierung bemüht sich, den Widerstand in der Öffentlichkeit zu überwinden. Sie stellt Gemeinden, die sich mit dem Bau einer Kernkraftanlage einverstanden erklären, umfangreiche Subventionen zur Verfügung (Handelsblatt, 5.11.; FR, 6.11.; WamS, 10.11.).

Auch Prag setzt auf Kernenergie

"Prag setzt voll auf die Kernenergie" überschrieb die Frankfurter Rundschau (13.11.) einen Artikel über die Energiesituation in der CSSR. "Prag bewertet heute die Atomenergie als einzig mögliche Alternative, um die ökologische und wirtschaftliche Katastrophe abzuwenden". Die Regierung denke auch nicht daran, auf ein Angebot Österreichs einzugehen, das die Lieferung von Ersatzstrom und günstige Kredite in Aussicht gestellt hatte, falls zwei Reaktoren des grenznahen Kernkraftwerks Bohunice abgeschaltet würden.