Februar 1992

920211

ENERGIE-CHRONIK


Nachrüstung östlicher Kernkraftwerke erfordert immense Summen

Um die 63 Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauweise sicherer zu machen, sind vier Milliarden Mark an Soforthilfe in Devisen erforderlich. Dies erklärte der Vorsitzende des Siemens-Bereichsvorstandes Energieerzeugung, Adolf Hüttl. Die Gesamtkosten der Nachrüstung bezifferte Hüttl auf über 12 Milliarden Mark (VWD, 18.2., FR, 19.2.).

Um den gesamten Kraftwerksbestand der ehemaligen Sowjetunion auf westlichen Sicherheitsstand zu bringen, wären rund eine Billion Mark erforderlich. Diese Schätzung machte der Vorstandsvorsitzende der Östereichischen Elektrizitätswirtschaft AG, Walter Fremuth, in einem Interview mit dem Handelsblatt (4.2.).

Im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion steht nach Meinung von Fachleuten die Stillegung von 16 Kernkraftwerken des Typs Tschernobyl ganz oben auf der Dringlichkeitsliste. Diese seien nicht sanierungsfähig und stellten "tickende Bomben" dar, die schnellstens entschärft werden müßten. Die übrigen 23 Kernkraftwerke könnten mit einem Aufwand von 200 bis 300 Millionen Mark je Reaktorblock - insgesamt 15 bis 20 Milliarden Mark - sicherheitstechnisch nachgerüstet werden (FAZ, 6.2.).

"Die Milliarden-Reparaturen stellen sicher nur einen Bruchteil dessen dar, was eine Wiederholung von Tschernobyl die ganze Welt kosten würde", meinte dazu Die Welt (10.2.).

Serie von Störfällen in Kosloduj

Im bulgarischen Kernkraftwerk Kosloduj reißt die Serie von Störfällen nicht ab: Am 29.1. brach im Kontrollraum des Kraftwerks nach einem Kurzschluß ein Feuer aus. Einen Tag später versagte eine Pumpe des Kühlsystems. Am 3.2. mußte zum drittenmal einer der Reaktoren abgeschaltet werden, weil eine Pumpe versagt hatte. Als der Reaktor wieder ans Netz gehen sollte, versagte die reparierte Pumpe schon beim ersten Test (SZ, 4.2.; dpa, 12.2.).