Mai 1992 |
920506 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) hat ihre Ablehnung des EG-Richtlinienentwurfs für den Netzzugang Dritter bekräftigt. Auf dem Jubiläumskongreß zum einhundertjährigen Bestehen der VDEW vom 17. bis 21. Mai in Berlin bemängelte der Vorsitzende Horst Magerl am vorliegenden Entwurf, daß er Großkunden bevorzuge, die Masse der Stromverbraucher aber benachteilige. Er gefährde außerdem die Versorgungssicherheit und den ausgewogenen Energie-Mix bei der Stromerzeugung (VWD, 18.5.; Handelsblatt, 19.5.; siehe auch 920309).
Zur energiepolitischen Aussage des Jubiläumskongresses der VDEW gehörte ferner die Forderung nach einer Neubewertung deKernkraft, wie sie der Vorsitzende Horst Magerl erhob und die auch in der Rede von Bundeswirtschaftsminister Möllemann zur Eröffnung des Kongresses unterstützt wurde. Die Medien hoben in ihrer Berichterstattung überwiegend die Absage an die EG-Pläne hervor, gefolgt von der Forderung nach Offenhalten der Option für die Kernkraft. Beachtung fand ferner die Vorstellung von Elektrofahrzeugen aus Anlaß des Kongresses.
Am Rande gab es auch Kritik: Die Umweltschutzorganisation
Greenpeace entrollte am Berliner Funkturm gegenüber dem Tagungsort
ein Transparent, das die Stromwirtschaft für Energieverschwendung,
Klimazerstörung und nuklearen Müll verantwortlich machte. Die
Tageszeitung (18.5.) polemisierte gegen "100 Jahre Gigawattomanie" und
meinte: "Die Altindustrie Stromerzeugung blockiert bessere technische Lösungen
und gedeiht heute auf Kosten der Zukunft unseres Planeten. Zum zweihundertsten
Geburtstag wird es deshalb wohl nicht mehr kommen."