Juni 1992 |
920613 |
ENERGIE-CHRONIK |
Wie die Frankfurter Allgemeine (11.6.) berichtet, konzentriert Frankreich derzeit seine Nuklearwirtschaft und bereitet sie auf "europäische Allianzen" vor. So wird der staatlich kontrollierte Aluminiumkonzern Pechiney seine Nuklearaktivitäten an die beiden ebenfalls staatlichen Unternehmen Cogema (Wiederaufbereitung von spaltbarem Material) und Framatome (Kernkraftwerke) abgeben. Die Cogema hat ihrerseits eine 70prozentige Beteiligung an der Urangesellschaft mbH übernommen, an der bisher die STEAG AG mit 55% und die Veba AG zusammen mit der PreussenElektra mit 45% beteiligt war. Cogema soll künftig den gesamten Brennstoffzyklus beherrschen und auch beim Transport von Brennstoffen und nuklearen Abfällen eine führende Rolle übernehmen. Der Kraftwerks-Produzent Framatome, der eng mit KWU-Siemens zusammenarbeitet, soll industrieller Führer in der Brennstoffzubereitung werden.
Die Süddeutsche Zeitung (23.6.) bemerkte zu diesem Thema:"In Frankreich mehren sich die Anzeichen, daß die Kernkraft in absehbarer Zeit wieder in den Mittelpunkt der energiepolitischen Überlegungen für die Zukunft rückt. Der derzeit stillstehende Schnelle Brüter Superphénix könnte in Kürze seinen Betrieb wieder aufnehmen, die Regierung hat eine weitere Umstrukturierung in der Kernkraftindustrie vorgenommen, die staatliche Electricité de France sucht Kernkraftpartner im Ausland, vornehmlich in Deutschland."
In den "Energiewirtschaftlichen Tagesfragen" (6/92) vertrat Heinz Günther Kemmer die Ansicht, daß die deutsch-französische Zusammenarbeit beim Bau von Kernkraftwerken mit der Aussicht auf nuklear erzeugten Strom aus Frankreich etliche Probleme berge: "Damit ist Ärger vorprogrammiert, weil die politischen Parteien, die gegen den Betrieb von Kernkraftwerken im allgemeinen und gegen Neubauten im besonderen sind, das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt heftig bekämpfen werden. Sie müßten dann nämlich das Gefühl haben, daß sie von den EVU an der Nase herumgeführt worden sind. Denn die erklären seit geraumer Zeit, der Bau neuer Kernkraftwerke komme für sie nur in Frage, wenn die großen politischen Parteien im Bund und in den Ländern dafür grünes Licht gäben."