Oktober 1992 |
921016 |
ENERGIE-CHRONIK |
Trotz energischer Proteste Ungarns und zahlreicher Demonstrationen von Umweltschützern hat die Slowakei Ende Oktober die Donau in den Kanal des neuen Wasserkraftwerks Gabcikovo umgeleitet. Zunächst hatte die Slowakei die Flutung kurzfristig verschoben, da sie sich eine Vermittlung der EG im Streit um die befürchteten Umweltfolgen des Wasserkraftwerks erhoffte. Ungarn war bereits 1989 auf Druck von Umweltschützern aus dem ursprünglich gemeinsamen Kraftwerksprojekt ausgestiegen, das schließlich mit Hilfe österreichischer Gelder von der Tschechoslowakei allein vollendet wurde (SZ, 21.,22. u. 26.10.; Zeit, 29.10.).
Nach Ansicht der Süddeutschen Zeitung (26.10.) hat die EG beim grenzübergreifenden Konflikt um dieses Wasserkraftwerk "weniger spektakulär als in Jugoslawien, aber mindestens so eklatant versagt. Wiederum hat man zwei national unreife Gesellschaften mit einem Erbstück des alten Systems alleingelassen, dessen Bewältigung Anteilnahme und Anstrengung der europäischen Staatengemeinschaft bedurft hätte - vom rat- und sprachlosen Nachbarn Österreich ganz zu schweigen, der das Debakel mit seinem Geld verschuldet hat."