September 1994

940911

ENERGIE-CHRONIK


IAEO setzt auf Ausbau der Kernenergie

Für eine verstärkte Nutzung der Kernenergie hat sich der Direktor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Hans Blix, ausgesprochen. Zu Beginn einer viertägigen Expertenkonferenz zum Thema "Die nukleare Option" warnte Blix am 5.9. in Wien vor weiteren Verzögerungen beim Bau von Endlagern, da sonst der Entwicklung der Kernenergie enge Grenzen gesetzt würden. Trotz aller Sparmaßnahmen und steigender Brennstoffpreise sei bis zum Jahr 2010 weltweit mit einer Steigerung des Strombedarfs um 75 Prozent zu rechnen. Vertreter Rußlands und Chinas kündigten auf der Wiener Tagung eine erhebliche Ausweitung der zivilen Nutzung der Kernenergie in ihren Ländern an (DPA, 5.9.; SZ, 6.9.; Welt, 6.9.).

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) bezeichneten die Rede von Blix als "Anschlag auf die Zukunft unserer Kinder". Die österreichische Sektion der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach von einer "Verkaufsveranstaltung der Atomindustrie" (FR, 8.9.; DPA, 5.9.).

Für das Handelsblatt (9.9.) wurde bei der Wiener Expertenkonferenz deutlich, "daß die deutsche Kernkraftausstiegsdikussion eine nationale Nabelschau darstellt. Die nukleare Stromerzeugung gilt weltweit keineswegs als Auslaufmodell. Im Gegenteil: In Wien stellte eine Reihe von Ländern sogar die rasche Expansion als unerläßlich heraus."