Björn Engholm berät PreussenElektra bei Planungen im Ostsee-Raum

Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzende Björn Engholm hat seit etwa neun Monaten einen Beratervertrag mit PreussenElektra. Wie das Unternehmen auf Anfrage bestätigte, läßt es sich von ihm bei den Planungen für einen baltischen Energieverbund beraten, der neben Deutschland Polen, Rußland, die baltischen Staaten, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark umfassen soll. Engholm sei dabei aufgrund seiner Kontakte und seiner persönlichen "Hansephilosophie" sehr wertvoll (FAZ, 26.10.).

Die neue Tätigkeit des ehemaligen Ministerpräsidenten und Kanzlerkandidaten der SPD hat einigen politischen Staub aufgewirbelt: Der Kieler Oppositionsführer Ottfried Hennig (CDU) warf Engholm vor, daß er nunmehr für einen der wichtigsten Kernkraftwerks-Betreiber arbeite, obwohl er sich als Ministerpräsident und Kanzlerkandidat der SPD für den Ausstieg aus der Kernenergie ausgesprochen habe. Er habe damit "seine politische Glaubwürdigkeit restlos verspielt" und "den Eindruck erweckt, als ließen sich deutsche Politiker für Geld von der Industrie ihre Überzeugungen abkaufen". Auch die schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) zeigte sich vom Verhalten ihres Vorgängers und Parteifreundes "gelinde gesagt doch sehr überrascht" (Welt, 26.10. u. 27.10; Welt am Sonntag, 30.10.).

Die Bild -Zeitung (26.10. u. 27.10.) unterstellte Engholm "Geldgier". Seine neue Tätigkeit für PreussenElektra befinde sich zu seinem politischen Bekenntnis in einem solchen Gegensatz, daß er eigentlich "bis zum Haaransatz erröten" müsse.

Dagegen gab Die Welt (27.10.) zu bedenken: "Wahr ist, daß in der Vergangenheit abgehalfterte Politiker viel zu häufig in gut gepolsterten Positionen untergebracht wurden, für die sie eigentlich keinerlei Qualifikation (etwa in Staatsbanken) mitbrachten. Da ist es schon vernünftiger, seine Kenntnisse und Kontakte erfolgreich (und erfolgsabhängig) als Berater einzusetzen."