März 1995 |
950309 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der niedersächsische Ministerpräsident
Gerhard Schröder (SPD) hat seine Umweltministerin Monika
Griefahn (SPD) ab 10.3. "beurlaubt". Zugleich beauftragte
er den früheren Bundesverfassungsrichter Helmut Simon (SPD)
mit der Klärung von Vorwürfen, Griefahn habe ihrem Ehemann,
Michael Braungart, lukrative Aufträge für die Weltausstellung
in Hannover verschaffen wollen. Vom Ergebnis der Untersuchung
will Schröder abhängig machen, ob die Ministerin ihr
Amt behält. CDU und Grüne beantragten am 22.3. im Landtag
die Entlassung der Ministerin, was die SPD mit ihrer einen Stimme
Mehrheit ablehnte. Die beiden oppositionellen Fraktionen beschlossen
daraufhin, einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuß
zur Prüfung der Vorwürfe zu beantragen (SZ, 8.3. u.
14.3.; FAZ, 15.3. u. 25.3.; FR, 28.3.; Spiegel, 13.3.; stern,
16.3.).
Michael Braungart leitete das EPEA-Umweltinstitut, das 1991 im
Auftrag der Stadt Hannover ein Gutachten zur geplanten Weltausstellung
Expo 2000 erstellt hat. Frau Griefahn soll als stellvertretende
Aufsichtsratsvorsitzende der Expo-Gesellschaft für dieses
Konzept geworben und damit finanzielle Interessen ihres Mannes
unterstützt haben. Ferner soll sie ihrem Mann bei Veranstaltungen
der Landesregierung mehrmals indirekte Werbeaufttritte für
sein Hamburger Umweltinstitut ermöglicht haben. Braungart
erhielt im September vorigen Jahres eine Professorenstelle an
der Fachhochschule Nordostniedersachsen, worauf er das EPEA-Institut
in eine GmbH umwandelte und sich auf den Posten eines zweiten
Geschäftsführers zurückzog. Nach Angaben von Landeswissenschaftsministerin
Helga Schuchardt hat er jedoch die Genehmigung für seine
Nebentätigkeit als EPEA-Geschäftsführer erst am
21.3. beantragt und damit gegen das Beamtengesetz verstoßen
(FR, 24.3.).