März 1995 |
950318 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Umweltorganisation Greenpeace hat im März eine Kampagne gegen die Verwendung von Mischoxid-Brennelementen gestartet. Mit Blick auf die Neuverhandlungen zum Atomwaffensperrvertrag, die am 17.4. in New York beginnen, werden die deutschen Betreiber von Kernkraftwerken beschuldigt, sie bedrohten "durch ihre fortgesetzte Plutonium-Produktion den Weltfrieden". In Wiederaufarbeitungsanlagen wie Sellafield würden Mengen bis zu 210 Kilo Plutonium als natürlicher Schwund akzeptiert, während bereits 10 Kilo dieses "hochgefährlichen radioaktiven Reaktor-Plutoniums" ausreichten, um eine Atombombe zu bauen. Vor den Firmenzentralen von RWE Energie, PreussenElektra und Bayernwerk sowie vor einzelnen Kernkraftwerken stellten Greenpeace-Aktivisten einige tausend vorgefertigte Schilder auf, die das Symbol einer Atombombe und die Aufschrift "Plutonium-Produzent" zeigten. Auf Flugblättern wurden die Energieversorger aufgefordert, "ein positives Zeichen für die kommenden Atomwaffensperrvertragsverhandlungen zu setzen und die Plutoniumproduktion einzustellen" (FR, 18.3.; taz, 23.3.; siehe auch 941110).
Die RWE Energie warf der Umweltorganisation
vor, sie vermenge die Nutzung von Plutonium für militärische
Zwecke in unzulässiger Weise mit dem "sicheren und kontrollierten
Einsatz von Plutonium im Rahmen der friedlichen Nutzung der Kernenergie
ohne Risiken für Mensch und Umgebung". Das bei der Stromerzeugung
in den Reaktoren entstehende Plutonium sei zur Waffenproduktion
ungeeignet. Die scharfe Kontrolle durch die Internationale Atomenergieorganisation
IAEO garantiere "effizient und sicher die mengenmäßige
Überwachung während des gesamten Brennstoffkreislaufes".