Mai 1995

950509

ENERGIE-CHRONIK


Kontroverse um Verarbeitung von russischem Plutonium in Hanau

Die Firma Siemens wäre zur Verarbeitung von russischem Waffenplutionium in ihrem Brennelementewerk in Hanau nur bereit, wenn über ein solches Projekt ein breiter nationaler und internationaler Konsens besteht. Dies erklärte ein Sprecher des Unternehmens zum Vorschlag, das Plutonium aus demontierten russischen Sprengköpfen in Hanau für die Herstellung von Mischoxid-Brennelementen für zivile Reaktoren zu verwenden. Der Vorschlag war von unterschiedlicher Seite in die Diskussion gebracht worden, darunter dem Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, der Vereinigung der hessischen Unternehmenverbände und der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung. Dagegen lehnten ihn die hessische SPD und die Grünen eindeutig ab (taz, 5.5.; FAZ, 10.5. u. 12.5.).

Gegenüber der Welt am Sonntag (21.5.) unterstützte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer (FDP), den Vorschlag. Ein Sprecher des Moskauer Atomministeriums reagierte darauf mit dem Hinweis auf den Atomwaffensperrvertrag, der die Übergabe nuklearwaffenfähigen Materials an atomwaffenfreie Staaten untersage (DPA, 22.5.).