August 1995

950816

ENERGIE-CHRONIK


Fehlalarm um Magnetfeld des Baltic Cable: Grüne maßen mit ungeeignetem Gerät

Unter Schlagzeilen wie "Am Strand strahlt es gewaltig" berichtete die schleswig-holsteinische Presse über eine Mitteilung der Lübecker Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, daß am Strand von Priwall, wo das "Baltic Cable" anlandet, ein magnetisches Wechselfeld von 36 Mikrotesla gemessen worden sei. Das Baltic Cable ermöglicht neuerdings den Stromaustausch zwischen Deutschland und Schweden per Hochspannungs-Gleichstromübertragung. Dabei tritt neben dem magnetischen Gleichfeld auch ein niederfrequentes Wechselfeld auf, das durch geringe Wechselstromanteile verursacht wird, die bei der Gleichrichtung des Drehstroms entstehen. Nach den bisherigen Berechnungen und Messungen des Stromversorgers PreussenElektra ist dieses Wechselfeld aber so schwach, daß es auch unmittelbar über dem Kabel nicht mehr als ein bis zwei Mikrotesla erreicht und damit vernachlässigt werden kann.

Im Auftrag von PreussenElektra untersuchten daraufhin Mitarbeiter der unabhängigen Berliner Forschungsgesellschaft für Energie- und Umwelttechnologie den angeblich "bestrahlten" Badestrand. Sie ermittelten direkt über dem Kabel am Erdboden ein Wechselfeld von 2,7 Mikrotesla bei einer Frequenz von 600 Hertz. In einem Meter Höhe betrug es noch 1,2 Mikrotesla. In allen anderen Frequenzbereichen war das Feld deutlich geringer. Die Berliner Fachleute vermuten, daß die weit überhöhten Meßwerte der grünen Bürgerschaftsfraktion durch Verwendung eines ungeeigneten Meßgeräts zustande gekommen sind (Lübecker Nachrichten, 10.8. u. 26.8.; Kieler Nachrichten, 12.8.).