Dezember 1995 |
951202 |
ENERGIE-CHRONIK |
Ein Konsortium aus RWE Energie
AG und Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS) wird bis Ende 1997
in zwei Stufen die Mehrheit an drei ungarischen Stromversorgern
erwerben. Dabei handelt es sich um die Budapester Elektrische
Werke AG (ELMÜ), Budapest, die Nordungarische Stromversorgung
AG (EMASZ), Miskolc, und die Bergbau- und Kraftwerksgesellschaft
MATRA AG. ELMÜ ist mit 1,3 Millionen Kunden im Raum Budapest
und 4300 Mitarbeitern das absatzstärkste ungarische Stromversorgungsunternehmen.
EMASZ versorgt mit 3000 Beschäftigten 696 000 Kunden im Nordosten
Ungarns. MATRA ist eine Bergbau- und Kraftwerksgesellschaft mit
4700 Beschäftigten, die über zwei Braunkohlentagebaue
und ein 800-MW-Braunkohlenkraftwerk verfügt. An dem deutschen
Konsortium, das die Ausschreibung zur Privatisierung der ungarischen
regionalen Stromversorgung für sich entscheiden konnte, sind
RWE Energie zu 70 Prozent und die EVS zu 30 Prozent beteiligt.
Zu den Kaufpreisen wurden keine Angaben gemacht (SZ, 8.12.; FAZ,
8.12.; Börsen-Zeitung, 8.12.).
Zugleich bekam die Bayernwerk AG den Zuschlag für den Erwerb
der Mehrheit am viertgrößten regionalen Stromversorger
DEDASZ mit Sitz in Pécs, der mit rund 2800 Mitarbeitern
knapp 700 000 Kunden im Südwesten Ungarns westlich der Donau
beliefert. Das Bayernwerk erwirbt ferner im Konsortium mit der
Energie-Versorgung Niederösterreich eine Mehrheitsbeteiligung
an dem regionalen Gasversorgungsunternehmen KÖGAZ, das knapp
200 000 Kunden beliefert. Weitere Beteiligungen erhalten die Isar-Amperwerke
an dem Stromversorger TITASZ, die Electricité de France
an den beiden Regionalversorgern EDASZ und DÉMASZ und die
belgische Powerfin SA an der Kraftwerksgesellschaft Dunamenti
Erömi (Handelsblatt, 11.12.; VWD, 14.12.; Börsen-Zeitung,
8.12.).
Schon im November hatten die VEW Energie AG und die Ruhrgas AG
den Zuschlag für die Mehrheitsbeteiligung an der DDGAZ in
Pécs, einem der fünf regionalen ungarischen Gasversorger,
erhalten. Kurz darauf erwarb dasselbe Konsortium, an dem VEW Energie
zu zwei Dritteln beteiligt ist, eine wesentliche Beteiligung (39
%) an den Hauptstädtischen Gaswerken Budapest (FÖGAZ).
Das Handelsblatt (11.12.) bemerkte: "Mit dem Verkauf eines
Großteils der ungarischen Stromwirtschaft an westeuropäische
Investoren ist nicht nur das Privatisierungsprogramm der ungarischen
Regierung einen gewaltigen Schritt weitergekommen, Budapest hat
damit einen neuen Maßstab für die zentraleuropäischen
Reformstaaten gesetzt: Kein anderes ehemaliges Ostblockland hat
seine Energieversorgung in einem solchen Ausmaß ausländischen
Unternehmen anvertraut."