Februar 1996 |
960209 |
ENERGIE-CHRONIK |
Trotz des Einspruchs der USA halten die Bundesregierung und die bayerische Landesregierung an der Absicht fest, den neuen Forschungsreaktor Garching II mit hochangereichertem, waffenfähigem Uran (HEU) zu betreiben (siehe 940509). Im zuständigen Ausschuß des Bundestages bestätigte Staatssekretär Bernd Neumann (CDU) vom Bundesforschungsministerium am 31.1., daß Gespräche mit Rußland aufgenommen worden sind, um zusätzliche Lieferquellen für HEU zu erschließen. Die Verfechter des HEU-Typs, der von Siemens gebaut werden soll, argumentieren mit technologischen Vorteilen. Zugleich unterstellen sie den USA zum Teil ökonomische Motive für die Weigerung, das für den Garchinger Reaktor benötigte waffenfähige Uran zu liefern (Handelsblatt, 1.2.; Die Zeit, 1.2.).
Die Süddeutsche Zeitung (30.1.) bekundete ein weiteres Mal ihre Ablehnung von waffenfähigem Brennstoff für den Betrieb des neuen Forschungsreaktors: "Nicht, weil ernsthaft zu befürchten wäre, daß man ihn in Garching stehlen lassen könnte. Dies sicher nicht. Wohl aber dürfte der deutsche Reaktorbauer verständlicherweise hochmotiviert sein, Anlagen des FRM-Typs zu exportieren. ... Allein die Absicht, hochangereichertes Uran via Europäische Energieagentur aus Rußland zu holen, würde ein Geschäftsfeld öffnen, das um der globalen Sicherheit willen gar nicht erst entstehen sollte."
Das Handelsblatt (2.2.) meinte dagegen: "Den technologischen Vorsprung, den man durch den Betrieb der immerhin 18 eigenen, mit hochangereichertem Uran arbeitenden Reaktoren gewonnen hat, wollen die USA ganz offensichtlich nicht verlieren. Die Erkenntnisse will man allenfalls gegen Kasse vermarkten."