Juni 1996 |
960606 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die hessische Landesregierung will
künftig keinen Polizeischutz mehr gewähren, wenn "Castor"-Transporte
mit radioaktiven Abfällen durch Hessen rollen und dabei von
Kernkraftgegnern behindert werden. In einer Landtagsdebatte am
26.6. begründete Innenminister Gerhard Bökel (SPD) die
Haltung der Landesregierung mit den hohen Kosten der Polizeieinsätze,
mit Ängsten der Bevölkerung und der "Unsinnigkeit"
vieler solcher Transporte. Während SPD und Grüne den
Innenminister nachdrücklich unterstützten, sprachen
die Oppositionsparteien CDU und FDP von einem "offenen Verfassungsbruch"
und von einer "Kapitulation vor der Gewaltkriminalität"
(FAZ, 27.6.).
Vertreter des Bundesinnenministeriums, der Länder und des
Bundesgrenzschutzes haben sich bereits Anfang März auf einer
gemeinsamen Sitzung darauf verständigt, daß es dieses
Jahr nur einen "Castor"-Transport von La Hague nach
Gorleben geben soll. Dies berichtet die Süddeutsche Zeitung
(27.6.) unter Berufung auf ein Gesprächsprotokoll für
den hessischen Innenminister, das der Redaktion vorliegt.
Der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski bezifferte
die Gesamtkosten für den Polizeischutz beim jüngsten
Transport eines Behälters mit radioaktiven Abfällen
von La Hague nach Gorleben mit mehr als 90 Millionen Mark. Insgesamt
seien 19 000 Polizisten im Einsatz gewesen (SZ, 18.6.).