Februar 1997 |
970217 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die beim Rügen-Test eingesetzten Elektroautos verursachen zwar kaum Lärm und geben vor Ort keine Schadstoffe ab, eignen sich aber nur als "Nischenfahrzeuge" für besondere Verwendungszwecke. Zu diesem Schluß gelangte das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) bei der Auswertung eines Langzeitversuchs mit 60 Elektrofahrzeugen, der von 1992 bis 1996 im Auftrag des Bundesforschungsministeriums auf der Insel Rügen durchgeführt wurde (siehe 921019). Der Energieverbrauch der batteriebetriebenen Elektroautos sei je nach Fahrweise um 50 Prozent (Vielfahrer) bis 400 Prozent (Vielfahrer) höher als bei konventionellen Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotor. Unter Berücksichtung der Emissionen bei der Stromerzeugung und des in Deutschland vorhandenen Energie-Mixes sei das Elektroauto auch ökologisch ungünstiger als der konventionelle Antrieb mit Verbrennungsmotor (FR, 10.2.).
Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) betonte demgegenüber, daß Elektromobile die Umwelt weniger belasten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Der Test auf Rügen sei nicht geeignet, das Gegenteil zu beweisen, sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Joachim Grawe. Die auf Rügen eingesetzten Elektroautos seien nie marktfähig gewesen, da es sich um konventionelle Fahrzeuge handelte, die lediglich auf Elektroantrieb umgerüstet worden waren. Kritiker des Langzeit-Versuchs auf Rügen hatten diesen Umstand von Anfang an bemängelt und ein entsprechend negatives Ergebnis prophezeit (siehe 930718).
Welche Vorteile ein speziell konzipiertes Elektroauto aufweist, zeigt nach Ansicht der VDEW eine Studie, die 1996 gemeinsam Experten von Aral, BMW und RWE Energie vorlegten: Demnach verursacht die Erzeugung des Strom für Elektroautos etwa eben soviel Emissionen wie durch die Bereitstellung von Benzin, Diesel oder Erdgas an der Tankstelle entstehen. Anschließend fahre jedoch nur das Elektroauto abgasfrei, während die Verbrennungsmotoren mit ihren Abgasen die Umwelt nochmals zusätzlich belasten (Stromthemen 3/97).