Juni 1997 |
970616 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die neue französische Regierung aus Sozialisten, Kommunisten und Grünen wird den "Superphénix" in Creys-Malville bei Grenoble gänzlich stillegen. Dies kündigte Premierminister Lionel Jospin am 19.6. in seiner Regierungserklärung vor der Nationalversammlung an. Der sozialistische Premier erfüllt damit eine Forderung der Grünen, die im neuen Kabinett das Umweltressort innehaben. Der gesamte Bereich der Energiewirtschaft wird zur Enttäuschung der Grünen allerdings nicht der Umweltministerin Dominique Voynet unterstellt, sondern Wirtschaftsminister Strauss-Kahn (SZ, 20.6.).
Der "Superphénix" wurde von 1975 bis 1986 für umgerechnet rund 11 Milliarden Mark errichtet, um nach dem Konzept des "schnellen Brüters" zur Stromerzeugung beizutragen. Er erwies sich aber wirtschaftlich und technisch als ein solches Fiasko, daß er zuletzt nur noch für Forschungszwecke betrieben werden sollte (siehe 940312).
Für die Frankfurter Rundschau (21.6.) zeichnet sich damit auch in Frankreich eine veränderte Stimmung gegenüber der Kernenergie ab: "Als Jospin den Daumen öffentlich nach unten hielt, beeilte er sich festzustellen, dies bedeute natürlich keineswegs den Ausstieg aus der Atomwirtschaft. Daß er das sagen muß, spricht freilich Bände. Natürlich sitzt die Atomlobby im Nuklearmusterland Nummer 1, schon wegen der Verschränkung mit dem Militärsektor, fest im Sattel. Doch die Stimmung im Volk ist längst nicht mehr so atomfreundlich wie ehedem."