Januar 1998 |
980114 |
ENERGIE-CHRONIK |
Ein Eisregen, der am 5.1. einsetzte, ließ in Kanada Hunderte von Hochspannungsmasten und zigtausende hölzerner Strommasten zusammenbrechen. Der dadurch bewirkte Stromausfall hatte verheerende Folgen. Die Regierung schickte 11 000 Soldaten zur Hilfeleistung in das Krisengebiet im Osten des Landes. In den am stärksten betroffenen Orten Ontarios und Quebecs gingen Polizisten von Tür zu Tür, um Menschen notfalls zu zwingen, ihre eiskalten Wohnungen zu verlassen. Noch zwei Wochen später waren von den anfangs betroffenen 750 000 Haushalten noch immer 240 000 ohne Strom (Handelsblatt, 9.1.; FR, 13.1.; FAZ, 19.1.; Focus, 26.1.).
Kritiker warfen den Energieversorgern Hydro
Quebec und Hydro Ontario vor, daß sie ihre Netze zu gering
dimensioniert oder nicht rechtzeitig modernisiert hätten.
Ein Sprecher von Hydro Quebec erklärte dazu, daß die
Belastung der Leiterseile durch einen 55 bis 60 Millimeter starken
Eismantel alle diesbezüglichen Sicherheitsreserven übertroffen
habe. Eine Verkabelung der Freileitungen käme rund dreimal
so teuer und würde entsprechende Auswirkungen auf den Strompreis
haben. Für die Kilowattstunde zahlt der kanadische Verbraucher
derzeit nur etwa sieben Cents, was umgerechnet neun Pfennig entspricht
(Stuttgarter Zeitung, 17.1.).