November 1998 |
981108 |
ENERGIE-CHRONIK |
Große Industriekunden und kommunale Stromversorger machen immer regeren Gebrauch von der Möglichkeit, ihren Strombedarf per Durchleitung zu günstigeren Konditionen zu decken. Oft erklären sich die bisherigen Vorlieferanten zu Nachverhandlungen und Preisnachlässen bereit, um den Abnehmer nicht zu verlieren. In mehreren Fällen kam es aber auch schon zum Streit, weil die Abnehmer vorzeitig aus bestehenden Vertragsverhältnissen aussteigen wollten. Nachstehend eine Übersicht typischer Durchleitungsfälle, wie sie sich im November in der Presse widerspiegelten:
Der Handelskonzern Metro AG will alle seine Standorte im Versorgungsgebiet der Kölner GEW nach dem Auslaufen der jeweiligen Versorgungsverträge von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) beliefern lassen. Für die GEW bedeutet der Wechsel des bisherigen Großkunden einen Verlust von annähernd zehn Millionen Mark Umsatz jährlich (Kölner Stadt-Anzeiger, 6.11.).
Das Elektrizitätswerk Hammermühle GmbH & Co. KG, das die beiden Städte Selters und Maxsain im Westerwald versorgt, wird seinen Strom künftig vom finnischen Stromkonzern IVO statt von der RWE-Tochter Kevag beziehen. IVO bietet den Strom ab dänischer Grenze an. Die Modalitäten der Durchleitung müssen von den Beteiligten noch geklärt werden (ZfK, 7.11.).
Die Elektrizitätswerke Schönau GmbH, die am 1.7.1997 die Stromversorgung der Schwarzwaldgemeinde von den Kraftübertragungswerken Rheinfelden AG (KWR) übernahmen (siehe auch 9/96/13), haben den dreijährigen Liefervertrag mit KWR vorzeitig zum 30.9.1998 gekündigt und wollen sich künftig von Vasa Energy beliefern lassen. KWR besteht darauf, daß der Vertrag bis 30. 6. 2000 gültig sei (FR, 13.11.; taz, 28.11.).
Die Vasa Energy GmbH & Co. KG wird ab 1. Februar "ein norddeutsches Stadtwerk für mehr als ein Jahr" beliefern. Über die Durchleitung verhandele man noch (ZfK, 7.11.; siehe auch 9/98/4).
Die Stadtwerke Lüdenscheid wollten ein Fünftel ihres Strombedarfs vom amerikanischen Stromhändler Enron beziehen. Der Vorlieferant Elektromark verweigerte jedoch die Durchleitung wegen fehlender Netzkapazität und belegte dies durch ein technisches Gutachten. Die Stadtwerke haben daraufhin mit dem Regionalversorger über die Enron-Menge nachverhandelt und einen neuen Liefervertrag zu erheblich günstigeren Konditionen abgeschlossen. Enron legte wegen der Verweigerung der Durchleitung Beschwerde beim Bundeskartellamt ein (FAZ, 17.11.).
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) teilte am 17.11. mit, daß sie ab 1. Januar zwei Werke der Zanders Feinpapiere AG in Bergisch Gladbach und Düren mit Strom beliefern wird. Der Vertrag gilt zunächst für das Jahr 1999.
Die Stadt Gaggenau will zum 1. Dezember aus dem Vertrag mit der Energie Baden-Württemberg (EnBW) aussteigen und ihren Strombedarf künftig zu günstigeren Konditionen bei PreussenElektra decken. Die EnBW besteht darauf, daß der Vertrag noch bis Ende 2000 gültig bleibe, erklärte sich aber zu Verhandlungen bereit (Stuttgarter Zeitung, 12.11.).
In Sindelfingen hat der Gemeinderat den Gründungsbeschluß für die geplanten Stadtwerke (8/98/17) aufgeschoben, nachdem die Energie-Versorgung Schwaben (EVS) und die Neckarwerke Stuttgart AG (NWS) einen neuen Versuch unternahmen, mit der Stadt doch noch ins Geschäft zu kommen. Die beiden Regionalversorger sind zur Beteiligung an dem geplanten Konsortium bereit, sofern die Vasa Energy und die Berliner Bankgesellschaft nicht mit ins Boot genommen werden (Stuttgarter Zeitung, 22.10.).
Die Daimler-Benz AG, die unlängst mit EnBW und HEW eine Rahmenvereinbarung für die bundesweite Belieferung ihrer Standorte Hamburg, Sindelfingen, Wörth, Germersheim, Kassel und Rastatt mit Strom abschloß (8/98/16), bleibt zumindest in Bremen den Stadtwerken als Großkunde erhalten. Ein entsprechender Vertrag wurde jetzt von beiden Partnern unterzeichnet (Weser-Kurier, 7.11.).