April 1999 |
990411 |
ENERGIE-CHRONIK |
Nach Einschätzung führender Medien wird der deutsche Strommarkt derzeit von einem Verdrängungswettbewerb geprägt, wobei die Konkurrenten ihre Preisgestaltung bestimmten strategischen Zielen unterordnen und Zweckoptimismus großschreiben.
So bemerkte das Handelsblatt (26.4.): "Mehr oder minder alle Elektrizitätsunternehmen stellen heraus, daß sie der Konkurrenz industrielle Kunden abgejagt haben und auch bei der Verteidigung des eigenen Kundenstamms sich vorzüglich positionieren konnten. Eigentlich kann aber die Rechnung nicht aufgehen: Ohne Verbrauchszuwächse und angesichts neuer Konkurrenten müssen auch Marktanteile verlorengehen. ... Irgendwann muß jedoch reiner Wein ausgeschenkt werden. Hierzulande wird für deutsche Elektrizitätsversorger der Kuchen kleiner. Verdrängungswettbewerb bedeutet, daß es wohl mehr Verlierer als Gewinner geben wird."
Die Frankfurter Allgemeine (23.4.) bezweifelte, daß für alle Großunternehmen, die künftig in der "Europa-Liga" spielen wollen, dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird: "Auch am Marktvolumen läßt sich aufzeigen, daß einigen heute noch gutsituierten Stromkonzernen am Ende doch die Kraft fehlen könnte, um unter den führenden Anbietern mithalten zu können. ... Eine forcierte Ausrichtung auf den europäischen Strommarkt wird bald zu vermehrten Übernahmen und Beteiligungen in der Branche führen."
Die Süddeutsche Zeitung (28.4.) verwies darauf, daß der Strommarkt - im Unterschied zum ebenfalls liberalisierten Markt der Telekommunikation - kaum an Volumen zunehmen werde: "In den nächsten Jahren dürfte der gesamte Stromverbrauch allenfalls stagnieren - ein Umstand, der aus ökologischer und ökonomischer Sicht zu begrüßen ist. Sinkende Preise aber, die nicht durch Marktwachstum kompensiert werden, verstärken einerseits den Rationalisierungsdruck und fressen andererseits die üppigen Monopolgewinne der Energieversorger auf."