September 1999 |
990908 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die bis 9.9. befristete Ausschreibung zur Privatisierung des 25prozentigen Landesanteils an der Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat rund zehn in- und ausländische Interessenten zur Abgabe von Angeboten veranlaßt (siehe auch 990418). Wie die baden-württembergische Landesregierung am 13.9. mitteilte, kommen davon Viag/Bayernwerk, Electricité de France (EDF), RWE sowie ein Konsortium aus VEW und dem US-Energieversorger TXU in die engere Wahl. Viag-Chef Simson äußerte am 27.9., dass sich sein Konzern nach der beschlossenen Fusion mit der Veba wegen der vorhersehbaren kartellrechtlichen Probleme wahrscheinlich nicht länger um die EnBW-Beteiligung bemühen werde. Später wurde dies seitens einer Viag-Sprecherin als persönliche Einschätzung Simsons relativiert (SZ, 11.9.; Stuttg. Zeitung, 14.9. u. 28.9.; SZ, 1.10).
Von den verbleibenden drei Bewerbern gilt die Electricité de France als kaufkräftigster Bieter und Favorit des EnBW-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Goll. Dem Vernehmen nach will sie fünf Milliarden Mark für das 25,01-Prozent-Aktienpaket des Landes an der EnBW bezahlen. Außerdem bietet sie Kommunen, die sich von ihren EnBW-Anteilen trennen, dieselben Konditionen wie dem Land Baden-Württemberg. Nach Angaben der vier Zweckverbände, in denen sich die kommunalen Anteilseigner der EnBW zusammengeschlossen haben, stehen inzwischen neben den neun Prozent der Stadt Stuttgart nochmals mindestens elf Prozent der EnBW-Aktien zum Verkauf. Dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke, der mit 34,5 Prozent größter Anteilseigner der EnBW ist, bot die EDF den Abschluß eines Konsortialvertrags an, der beiden Partnern die Mehrheit beim bislang viertgrößten deutschen Stromkonzern sichern würde (Handelsblatt, 3.9. u. 29.9.).
Laut Wirtschaftswoche (23.9.) verhandelt RWE-Chef Dietmar Kuhnt "seit Wochen unter größter Geheimhaltung" mit EnBW-Chef Gerhard Goll und der Electricité de France (EDF) über eine möglichst vollständige Übernahme der EnBW unter Beteiligung der EDF. Der Essener Konzern könne zwar nicht, wie die EDF, fünf Milliarden Mark bieten, empfehle sich aber mit Arbeitsplatz- und Standortgarantien für den Kraftwerkspark der EnBW.