November 1999

991105

ENERGIE-CHRONIK


Müller will Veag-Eignern entgegenkommen, wenn sie das Unternehmen erhalten

Bei den Verhandlungen über die Zukunft des ostdeutschen Verbundunternehmens Veag (991002) ist Bundeswirtschaftsminister Werner Müller bereit, auf Ansprüche aus dem 1994 unterzeichneten Privatisierungsvertrag (940901) zu verzichten. Dazu gehört die Verpflichtung der Eigentümer, bis zum Jahr 2005 mindestens 15 Milliarden Mark in die Veag zu investieren. Ferner will die Bundesregierung nicht mehr darauf bestehen, dass die Eigentümer eine von der Höhe der Gewinne abhängige Kaufpreisnachzahlung leisten müssen. Im Gegenzug sollen sich PreussenElektra, Bayernwerk, RWE und die anderen Gesellschafter verpflichten, die Veag mit ihren derzeit noch rund 6000 Arbeitsplätzen sowie weitere 9000 Stellen im ostdeutschen Braunkohlen-Tagebau langfristig zu erhalten (Berliner Ztg., 8.11. u. 9.11.).

Bereits am 22.10. waren die Veag-Gesellschafter mit Müller übereingekommen, die Veag künftig auf Stromproduktion und Netzbetrieb zu beschränken, während die Vermarktung des erzeugten Stroms von den Eigentümer-Gesellschaften übernommen wird (991002). Damit würde auch die Braunkohle-Schutzklausel im neuen Energierecht hinfällig, die der Veag bis Ende des Jahres 2003 eine Handhabe bietet, um Durchleitungen zu verweigern.

Ausländische Interessenten in den Startlöchern

Inzwischen gerät die Veag ins Blickfeld ausländischer Energiekonzerne, die offenbar darauf hoffen, dass im Zuge der geplanten Großfusionen entweder RWE/VEW oder Veba/Viag von ihrer Beteiligung an dem ostdeutschen Stromversorger abgeben müssen. Der amerikanische Energiekonzern Southern Company, der bereits mit 26 Prozent am Berliner Stromversorger Bewag beteiligt ist (971010), will nach den Worten seines Vorstandsvorsitzenden Bill Dahlberg sowohl die Bewag als auch die Veag mehrheitlich übernehmen. Ferner erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Tractebel AG, Rolf Godesar, dass der belgische Energiekonzern Tractebel entschlossen sei, "alle Anteile von der Veag zu übernehmen, die es zu kaufen gibt". Der Vorstandsvorsitzende des belgischen Mutterkonzerns, Jean-Pierre Hansen, korrigierte diese Äußerung allerdings gleich dahingehend, daß es keine konkreten Pläne oder Verhandlungen über einen Einstieg bei der Veag gebe. Als dritter möglicher Interessent für die Veag wird in Branchenkreisen der schwedische Stromkonzern Vattenfall gehandelt, der soeben bei den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) als größter privater Anteilseigner eingestiegen ist (FAZ, 16.11.; Handelsblatt, 19.11.; VWD, 19.11.).