Mai 2011

110512

ENERGIE-CHRONIK


RWE begnügt sich mit Minderheitsbeteiligung am Kernkraftwerk Borssele

RWE verzichtet auf die bisher beanspruchte Hälfte am niederländischen Kernkraftwerk Borssele und darf dafür eine Minderheitsbeteiligung von 30 Prozent erwerben. Im Gegenzug stockt der kommunale Versorger Delta seine bisher hälftige Beteiligung auf 70 Prozent auf. Dies sieht eine Absichtserklärung vor, die beide Seiten jetzt unterzeichneten. Die Vereinbarung soll noch in diesem Jahr rechtsgültig werden. Im Juni werden ihr voraussichtlich die Delta-Aktionäre zustimmen. Die öffentliche Kontrolle des Kernkraftwerks Borssele sei damit gesichert, betonte der niederländische Versorger am 17. Mai in einer Pressemitteilung.

RWE wollte 2009 mit dem Essent-Konzern auch dessen hälftige Beteiligung am einzigen niederländischen Kernkraftwerk erwerben (090601). Dagegen wehrte sich jedoch der andere Anteilseigner Delta. Er machte geltend, daß nach niederländischem Recht der Betrieb von Kernkraftwerken nur Unternehmen der öffentlichen Hand gestattet ist. RWE vertrat demgegenüber den Standpunkt, daß eine derartige Beschränkung inzwischen mit europäischem Recht unvereinbar sei. Wegen des Streits mußte RWE vorläufig auf die KKW-Anteile verzichten. Der vereinbarte Kaufpreis für Essent verringerte sich dadurch um 950 Millionen Euro (091008). Der Preis für die nunmehr abgespeckte Beteiligung am KKW Borssele dürfte zwischen 500 und 600 Millionen Euro liegen.

Mit Borssele beteiligt sich RWE zum ersten Mal an einem ausländischen Kernkraftwerk. Es handelt sich allerdings nicht um den ersten Versuch des Konzerns, seine nuklearen Aktivitäten, für die in Deutschland die Rahmenbedingungen immer ungünstiger werden, ins Ausland zu verlagern. So betrieb er 2008 mit großem propagandistischem Aufwand seine Beteiligung an dem geplanten bulgarischen Kernkraftwerk Belene (081103), die dann aber an der finanziellen Unzuverlässigkeit des Partners scheiterte (091002). Auch am Bau von zwei weiteren Reaktoren im rumänischen Kernkraftwerk Cernavoda zeigte sich RWE zeitweilig interessiert (110113). Im November 2009 gründete der Konzern zusammen mit E.ON ein Gemeinschaftsunternehmen für den Bau von Kernkraftwerken in Großbritannien (091106).

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