Januar 2000 |
000107 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) hat die Eigentümer der ostdeutschen Veag erneut aufgefordert, ihren im vergangenen Herbst vorgelegten Plan zur Stützung des ostdeutschen Verbundunternehmens zu verwirklichen (991204). Auf einem Empfang anlässlich der Verabschiedung von Bundeskartellamtspräsident Dieter Wolf und der Amtseinführung seines Nachfolgers Ulf Böge sagte Müller am 13.1. wörtlich: "Wenn die heutigen Veag-Eigentümer ernsthaft meinen, ihr Engagement bei der Veag sei auf Dauer defizitär, dann biete ich ihnen ausdrücklich an, ihr Eigentum an die Bundesrepublik zurückzugeben." Ähnlich äußerte sich der Minister am 19.1. auf einer energiepolitischen Fachtagung des Handelsblatts in Berlin (FAZ, 14.1.; DPA, 19.1.).
Nach Meinung der Süddeutschen Zeitung (25.1.) wollen sich die fusionswilligen Energiekonzerne Veba/Viag und RWE/VEW auf den früheren Vorschlag zur Stützung der Veag nicht mehr einlassen, "weil derzeit niemand weiß, ob und vor allem welches Konglomerat vom Bundeskartellamt aus wettbewerbsrechtlichen Gründen gezwungen wird, sich aus der Veag zurückzuziehen".
An einem Einstieg bei der Veag wären unter anderen Southern, Tractebel, Vattenfall und NRG Energy interessiert. Der amerikanische Energiekonzern Southern Company hielt es in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Müller für denkbar, "dass die Bewag eine maßgebliche Beteiligung an der Veag und Southern eine Mehrheitsbeteiligung an der Bewag erwirbt". Bisher besitzt Southern 26 Prozent an der Bewag. Die größten Veag-Aktionäre sind RWE Energie und PreussenElektra (jeweils 26,5 %) sowie das Bayernwerk (22,5 %). Außerdem besitzen Bewag, EnBW, HEW und VEW jeweils 6,25 %, die sie über die EBH Energie-Beteiligungs GmbH halten (FAZ, 24.1.; Welt, 26.1.).
Die Veag dementierte am 24.1. einen Bericht
der Berliner Zeitung vom selben Tag, wonach die Banken nicht mehr
bereit seien, ihr neue Darlehen einzuräumen. "Die Situation
ist angespannt, aber keineswegs dramatisch", sagte Veag-Sprecher
Immo von Fallois (VWD, 24.1.).