März 2000

000333

ENERGIE-CHRONIK


Auch MVV erprobt Powerline-Technik mit Glasfaserkabel-Ring als Rückgrat

Nach Veba, RWE und EnBW (000230) hat am 14.3. auch die Mannheimer MVV Energie AG ein Powerline-Projekt vorgestellt, das Geschäfts- und Privatkunden die Datenübertragung per Stromleitung ermöglichen soll. Zunächst soll bis Mai eine Firma mit dem von Alcatel entwickelten System LineRunner PDSL ausgerüstet werden, das mit 2 Megabit pro Sekunde sowohl energienahe Dienste wie die Zählerauslesung als auch anspruchsvolle Datenübertragungen wie Telefon und Internet ermöglicht. Das Alcatel-System eignet sich für die Ankopplung an Mittelspannungsnetze von 4 bis 20 Kilovolt. Die Datenübertragungsrate entspricht pro Phase etwa der von dreißig ISDN-Anschlüssen. Nach Firmenangaben erfüllt das System die Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit, kann aber vorerst nur mit befristeten Genehmigungen für den benutzten Frequenzbereich oberhalb 500 Kilohertz erprobt werden.

Bis Juli sollen dann hundert Mannheimer Haushalte mit dem israelischen System PLUS für das Niederspannungsnetz (230/400 Volt) ausgerüstet werden. Die Übertragungskapazität dieses Systems entspricht bei Inanspruchnahme aller drei Phasen ebenfalls der von 90 ISDN-Anschlüssen. Allerdings müssen sich die Benutzer eines Strangs in diese Kapazität teilen, und die Entfernung zum Transformator darf nur etwa 200 Meter betragen, ohne dass eine Verstärkung des Signals erforderlich wird. Auch hier liegt der benutzte Frequenzbereich oberhalb 500 Kilohertz. Für die Powerline-Technologie in diesem Bereich gibt es bisher keine unbefristeten Genehmigungen.

Das Rückgrat beider Projekte bildet der rund hundert Kilometer lange Glasfaserkabel-Ring der MVV, der alle Umspannwerke verbindet. So muss mittels der Powerline-Technik nur noch die "letzte Meile" zu den Kunden über das Mittelspannungs- oder Niederspannungsnetz überwunden werden. Speziell für energienahe Mehrwertdienste mit relativ geringen Bit-Raten testet die MVV außerdem das System Darnet von ABB.

Siemens stellt neues Nieder-Bit-System vor

Im schmalbandigen Powerline-Bereich hat Siemens EV auf der Hannover-Messe eine neue Technik für die Datenübertragung auf Mittelspannungs- und Niederspannungsnetzen vorgestellt. Mit "DCS 3000"können einige zehn Kilobit je Sekunde übertragen werden, was beispielsweise das Fernaablesen von Zählern ermöglicht. Das System arbeitet wie das System Darnet von ABB (000230) im freigegebenen Cenelec-Band. Die Ankopplung an Kabel und Freileitungen zwischen 6 und 36 Kilovolt kann sowohl induktiv als auch kapazitiv erfolgen.

Das "Haus der Technik" in Essen führt am 16. Mai für Ingenieure und Techniker eine Tagung zu "Datenübertragung auf Niederspannungsnetzen (Powerline)" durch (Tel. 0201 / 1803-1).