Oktober 2000 |
001002 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall will seine Beteiligung am Aktienkapital der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) von derzeit 26,2 Prozent auf 71,2 Prozent aufstocken. Er wird damit künftig das Sagen beim fünftgrößten Stromversorger Deutschlands haben, der seinerseits die Berliner Bewag sowie Veag und Laubag übernehmen will (000801), um sich als vierte Kraft auf dem deutschen Strommarkt neben RWE, E.ON und EnBW zu positionieren.
Wie die HEW am 19.10. mitteilten, übernimmt Vattenfall die Anteile, welche PreussenElektra (heute E.ON Energie) und die schwedische Sydkraft Anfang 1997 aus dem Besitz der Stadt Hamburg kauften und später auf 15,4 Prozent bzw. 21,8 Prozent erhöhten (970105 u. 991101). Der schwedische Hauptaktionär der HEW kann so seine Ende 1999 erworbene Beteiligung an den HEW um 37,2 Prozent erweitern und zu einer satten Mehrheit ausbauen. Im Gegenzug zahlt Vattenfall den beiden Unternehmen einen Barausgleich von 495 Millionen Euro und überläßt ihnen eine Reihe von Beteiligungen an Unternehmen in Schweden, Norwegen, Litauen und Tschechien. Beispielsweise bekommt E.ON die Vattenfall-Beteiligung von 33,3 Prozent an der Betreibergesellschaft des Baltic Cable. Einzelheiten der Verträge werden noch verhandelt und sollen bis Januar 2001 geregelt sein. Außerdem müssen die Kartellbehörden den geplanten Transaktionen zustimmen.
Vattenfall deckt mit einer jährlichen Erzeugung von 85 Milliarden Kilowattstunden über ein Viertel des Strombedarfs in den skandinavischen Ländern. Außerdem betätigt sich der Konzern in den baltischen Staaten, Deutschland, den Niederlanden, Polen, Tschechien, Österreich, Südostasien und Südamerika. Einschließlich der geplanten Neuerwerbungen erzielten die Gesellschaften des Vattenfall-Konzerns 1999 einen Umsatz von rund 5,8 Milliarden Euro, beschäftigten rund 19 000 Mitarbeiter und bedienten rund 2,5 Millionen Kunden. Ihr gemeinsamer Stromabsatz belief sich auf 112 Milliarden Kilowattstunden.
Die Weichen für die Übernahme der HEW-Mehrheit wurden bereits Ende 1999 gestellt, als Vattenfall von der Stadt Hamburg 25,1 Prozent des Gesellschaftskapitals erwarb (991101). Die Europäische Kommission äußerte damals keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken gegen den Einstieg (000309). Vor dem Hintergrund der geplanten Übernahme der Aktienmehrheit übertrug der schwedische Konzern den HEW im April dieses Jahres seine Mehrheitsbeteiligung an der Vasa Energy, die ihm bis dahin als deutsches Standbein gedient hatte (000406). Außerdem gaben HEW und Vattenfall im August dieses Jahres die Gründung eine gemeinsamen Energiehandelsgesellschaft namens "Nordic Powerhouse" bekannt (000802).