Dezember 2001 |
011207 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der RAG-Konzern übernimmt Anfang 2002 die Anteile von RWE und E.ON am zweitgrößten deutschen Steinkohleverstromer Steag. Dies beschloß der RAG-Aufsichtsrat am 6. Dezember im Einvernehmen mit den RAG-Großaktionären E.ON (knapp 40 Prozent), RWE (30 Prozent) und Thyssen-Krupp (knapp 21 Prozent). Von Gegenleistungen für die Überlassung der Steag-Anteile war in der RAG-Pressemitteilung vom 7. Dezember nicht die Rede. Dem Vernehmen nach sollen sie sich aber auf insgesamt 640 Millionen Euro belaufen.
Die RAG besitzt bisher 72,2 Prozent an der Steag. Weitere rund 25,9 Prozent liegen bei der Gesellschaft für Energiebeteiligung (GfE), deren Gesellschafter die RWE Power AG, die E.ON AG sowie die E.ON Kraftwerke AG sind. Darüber hinaus besitzen drei weitere Gesellschaften des RWE-Konzerns rund 1,9 Prozent der Steag-Anteile (FTD, 7.2.; SZ, 7.2.; Handelsblatt, 10.2.)..
Als eine der Gegenleistungen für den Ausstieg aus der Steag erhält RWE Anfang nächsten Jahres vom RAG-Konzern dessen 23,5-Prozent-Beteiligung am Energie- und Immobilienunternehmen Harpen AG (980107). RWE erhöht damit die von VEW übernommene Beteiligung an Harpen von gut 71 auf knapp 95 Prozent. Dieses Unternehmen befaßt sich vor allem mit Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung sowie Wasser- und Windkraft.
Da sich RWE und E.ON über ihre Beteiligungen
an der Steag wechselseitig blockieren können, gilt der Steinkohleverstromer
seit längerem als wichtige Manövriermasse zwischen den beiden
führenden deutschen Energiekonzernen (000514,
001209).
Durch den kompletten Übergang an die RAG, bei der ebenfalls E.ON und
RWE das Sagen haben, eignet sich die Steag nun leichter als Tauschobjekt.
Sie könnte beispielsweise dem RWE-Konzern dafür überlassen
werden, daß dieser E.ON die angestrebte Mehrheit beim RAG-Konzern
ermöglicht.
Die jetzt getroffene Entscheidung stärkt die Stellung der Steag als "Independent Power Producer" (IPP), denn bisher muß sie aufgrund ihrer Satzung aus dem Jahr 1937 für jedes Geschäft außerhalb der Verstromung deutscher Steinkohle die Zustimmung aller Anteilseigner einholen. Den Einstieg ins IPP-Geschäft vollzog die Steag 1996 mit dem Bau einer Anlage in Kolumbien (960609). Im Jahr 2003 will sie im türkischen Iskenderun ein weiteres Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 1210 MW in Betrieb nehmen. In den nächsten Monaten sollen die Verhandlungen über ein weiteres IPP-Projekt auf den Philippinen abgeschlossen werden.