März 2002 |
020308 |
ENERGIE-CHRONIK |
Laut "Financial Times Deutschland" (21.3.) wollen die westeuropäischen Stromversorger die Voraussetzungen für die technische Anbindung des russischen Stromnetzes an das westeuropäische Verbundnetz prüfen. Ein entsprechendes Abkommen sei am 20. März in Warschau am Rande einer internationalen Stromkonferenz zwischen Eurelectric (991218) und dem Stromrat der GUS-Staaten unterzeichnet worden. Diese Vereinbarung könne einen "Mega-Deal" einleiten und zur Schaffung eines gesamteuropäischen Strommarktes von Lissabon bis Wladiwostok führen.
Zuletzt wurde das westeuropäische Verbundsystem um die sogenannten Centrel-Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn erweitert, die seit Mai 2001 Vollmitglieder der Union für die Koordinierung des Transports elektrischer Energie (UCTE) sind (010610). Der Strombezug aus Rußland ist dagegen wegen der Unterschiedlichkeit der technischen Systeme bisher nur über HGÜ-Kupplungen mit relativ beschränkter Übertragungskapazität möglich (siehe 990312).
Dem Zeitungsbericht zufolge drängt Anatolij Tschubais, Chef des russischen Monopols Rao UES, auf die technische Anbindung, um den westeuropäischen Strommarkt mit Billigstrom aus Rußland überschwemmen zu können. Von westeuropäischer Seite würde demgegenüber auf die unterschiedlichen technischen Standards verwiesen, die eine Zusammenschaltung der Netze noch auf Jahre hinaus verhinderten. Da Rußland ungleich geringere Anforderungen an die Sicherheit der Kernkraftwerke und an den Umweltschutz stelle, käme es außerdem zu einer Verzerrung des Wettbewerbs. Ein weiteres Hindernis für den Zusammenschluß der Systeme sei die mangelnde Rechtssicherheit in den GUS-Staaten.