August 2002

020808

ENERGIE-CHRONIK


EnBW übernimmt Regionalversorger ZEAG

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) kaufte am 5. August 2002 für 159,1 Millionen Euro die 50,1-Prozent-Beteiligung der Stadt Heilbronn an der ZEAG Zementwerk Lauffen - Elektrizitätswerk Heilbronn AG. Sie erhöht damit ihren Stimmrechts-Anteil an dem Zementhersteller und Regionalversorger von bisher 12,1 auf 62,22 Prozent. Gemäß dem Wertpapiererwerbs- und übernahmegesetz muß sie den außenstehenden Aktionären der ZEAG ein Angebot zur Übernahme der restlichen Anteile unterbreiten. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Heidelberger Zement AG.

Der Kauf des städtischen Aktienpakets war schon seit längerem vereinbart (001107), konnte aber erst jetzt vollzogen werden, nachdem das Bundeskartellamt am 29. Juli 2002 seine förmliche Zustimmung erteilt hatte. Wie die EnBW am 7. August mitteilte, wird die ZEAG auf Verlangen des Bundeskartellamts ihre Netznutzungsentgelte zum 1. September 2002 senken. Außerdem werde die EnBW den von ihr belieferten Strom-Verteilern im Umland von Heilbronn ein Sonderkündigungsrecht einräumen.

Bereits Ende 2000 hatten die EnBW und die Stadt Heilbronn als Bedingung für den Verkauf vereinbart, daß die ZEAG ihre wirtschaftliche und rechtliche Selbständigkeit behält. Ferner sollen die Arbeits- und Ausbildungsplätze an den Standorten Heilbronn und Lauffen erhalten bleiben. Um diese Bedingung zu erfüllen, will die EnBW ihr Regionalzentrum Neckar-Franken nach Heilbronn verlagern und dessen Leitung der ZEAG übertragen.

Aus Lauffen kam der Strom für die erste Drehstrom-Übertragung

Die ZEAG Zementwerk Lauffen - Elektrizitätswerk Heilbronn AG wurde 1888 unter der Firmenbezeichung "Württembergisches Portland Cement-Werk zu Lauffen am Neckar" gegründet. Am 25. August 1891 lieferte das Wasserkraftwerk der Zementfabrik den Strom für die erste Drehstrom-Übertragung von Lauffen am Neckar zur Elektrizitätsausstellung in Frankfurt am Main. Im folgenden Jahr begann das Unternehmen mit der Stromversorgung der Stadt Heilbronn. 1980 erfolgte die Umbenennung in ZEAG Zementwerk Lauffen - Elektrizitätswerk Heilbronn AG.

Beteiligungen an zwei Kernkraftwerken

Hauptgeschäftsfelder der ZEAG sind die Herstellung und der Vertrieb von Zement sowie die Versorgung von Heilbronn und Umgebung mit elektrischem Strom, Wärme und Erdgas. Das Stromnetz umfaßt die Städte Heilbronn und Lauffen a.N. sowie die Gemeinden Kirchheim a.N. und Neckarwestheim. Die ZEAG versorgt in diesem Gebiet fast 140.000 Einwohner direkt mit Strom, den sie zum überwiegenden Teil aus den Kernkraftwerken Obrigheim und Neckarwestheim bezieht. An dem seit 1968 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerk Obrigheim ist sie mit 1,7 Prozent beteiligt, an den seit 1976/1989 laufenden beiden Blöcken des Gemeinschaftskernkraftwerks Neckarwestheim mit 3,2 bzw. 2,8 Prozent. Rund zehn Prozent ihres Bedarfs an elektrischer Energie bezieht die ZEAG aus eigenen bzw. durch langfristige Bezugsrechte gesicherten Wasserkraftwerken in Heilbronn, Lauffen und Horkheim. Den Rest von rund 25 Prozent ihres Strombedarfs deckt sie aus dem Verbundnetz. Im Jahr 2001 erwirtschaftete sie mit 232 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz in Höhe von 169 Mio. DM. Der Jahresüberschuß lag im Berichtsjahr 2001 bei 17 Mio. DM.