Oktober 2002

021014

ENERGIE-CHRONIK


Nordkorea gibt Fortsetzung des Atomwaffenprogramms zu

Nordkorea gab Anfang Oktober zu, sich nicht an den 1994 mit den USA geschlossenen Vertrag gehalten zu haben, in dem sich das Land zur Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags und zum Einfrieren seines Atomwaffenprogramms verpflichtet hatte (941016). Das Eingeständnis belastet den Bau von zwei Leichtwasserreaktoren, die damals von den USA im Gegenzug versprochen worden waren. Mit dem Bau der Reaktoren war erst im August dieses Jahres begonnen worden. Mit weiteren Verzögerungen ist zu rechnen, falls die Machthaber nicht bald ihre Zusage einlösen, Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde ins Land zu lassen (NZZ, 20.10, Berliner Zeitung, 18.10.; SZ, 8.8.)

Das nordkoreanische Eingeständnis erfolgte auf entsprechende Vorhaltungen einer US-amerikanischen Delegation und scheint vor allem ein diplomatischer Schachzug zu sein: Die Machthaber wollen damit Washington signalisieren, daß sie sich nicht widerstandslos zur "Achse des Bösen" rechnen lassen und im Falle eines US-amerikanischen Angriffs durchaus die südkoreanische Hauptstadt Seoul zerstören könnten.

Nordkorea war 1985 unter diplomatischem Druck aus West und Ost dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten. 1993 kündigte das Regime an, den Sperrvertrag nicht mehr einhalten zu wollen (930310) und ließ im Atomzentrum Yongbyon die von der Internationalen Atomenergiebehörde angebrachten Siegel aufbrechen (940510). In dem daraufhin zustande gekommenen Vertrag mit den USA verpflichtete sich das Land dann aber doch, seine Plutoniumwirtschaft schrittweise abzubauen und den Atomwaffensperrvertrag einzuhalten. Die USA erklärten sich im Gegenzug bereit, bis zum Jahr 2003 zwei Leichtwasserreaktoren zu liefern. Bis zur Inbetriebnahme der Reaktoren sollte Nordkorea jährlich 500.000 Tonnen schweres Heizöl aus den USA erhalten.

Inoffiziell verfügen die USA schon lange über Hinweise, daß Nordkorea weiterhin sein Atomwaffenprogramm verfolgt. Das hierfür notwendige waffenfähige Plutonium kommt aus dem Atomzentrum Yongbyon, das mit sowjetischer Hilfe erbaut wurde. Seit 1997 kooperierte Nordkorea beim Atomwaffenbau mit Pakistan, worüber die USA anscheinend hinwegsahen, weil sie Pakistan als Partner für ihren Kampf gegen die "Achse des Bösen" betrachteten. Pakistan erhielt im Rahmen dieser Kooperation nordkoreanische Raketen. Nordkorea selbst verfügt über etwa 600 Kurzstrecken- und über 50 Mittelstreckenraketen.