März 2004 |
040307 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Mannheimer MVV Energie AG beschloß im März eine Reihe von Restrukturierungsmaßnahmen, die der neue Vorstandsvorsitzende Rudolf Schulten im Herbst vorigen Jahres angekündigt hatte (031012). Wie Schulten am 19. März nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte, trennt sich der Konzern von seinen Tochtergesellschaften in Spanien, Portugal und Kroatien sowie von der Beteiligungsgesellschaft Awatech, die im Kläranlagenbau tätig ist. Die Windkraft-Tochter Etenergy wird keine weiteren Projekte entwickeln.
Bereits am 10. März hatte der Aufsichtsrat den weitgehenden Rückzug aus dem verlustreichen Powerline-Engagement beschlossen und das Telekommunikationsgeschäft neu geordnet (siehe 040308). Bisher beziffert die MVV die entstandenen Verluste mit bis zu 31 Millionen Euro für Powerline, 14 Millionen Euro für Etenergy und knapp sieben Millionen Euro für sonstige Bereinigungen des Portfolios. Bei der Hauptversammlung am 12. März schloß Schulten weitere Abschreibungen auf überteuert eingekaufte Stadtwerke-Beteiligungen nicht aus. Branchenbeobachter schätzen, daß dadurch zusätzliche Belastungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro entstehen könnten. Insgesamt würden somit die "Aufräumarbeiten" bei der MVV nach dem Weggang von Roland Hartung (030216) über 80 Millionen Euro kosten (FAZ, 15.3.).
Die MVV will sich künftig wieder auf die Verteilung von Strom, Gas, Wärme und Wasser konzentrieren. Als weitere Geschäftsfelder nennt sie die Müllverbrennung, die Biomasse-Nutzung, kerngeschäftsnahe Energiedienstleistungen sowie die Fernwärme in Polen und Tschechien. Außerdem strebt sie den weiteren Ausbau ihrer Beteiligungen an anderen Stadtwerken an.
Die Hauptversammlung genehmigte eine Erhöhung
des MVV-Kapitals um zwanzig Prozent. Das Unternehmen will davon innerhalb
von zwölf Monaten Gebrauch machen, um neue Aktien an der Börse
zu plazieren und den Streubesitz zu erhöhen. Die MVV sind seit ihrem
Börsengang vor fünf Jahren (990211)
noch immer der einzige kommunale Versorger, der an der Börse notiert
wird. Die Mehrheit der Aktien hält mit 72,8 Prozent weiterhin die
Stadt Mannheim. Zweitgrößter Aktionär ist mit 15 Prozent
die Ruhrgas (001109), die seit 2003 zum E.ON-Konzern
gehört. Der Rest von 12,2 Prozent befindet sich in Streubesitz. (Handelsblatt,
15.3.)