September 2004

040912

ENERGIE-CHRONIK


RAG und Metallindustrie werben für deutsche Steinkohle

Die RAG setzt ihren seit Oktober 2003 laufenden Reklamefeldzug für die deutsche Steinkohle (031014) mit großem finanziellen Aufwand fort. Vor dem Hintergrund der aktuellen Knappheit an Kokskohle (040511) fand sie dabei im Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) einen neuen Verbündeten. In ganzseitigen Anzeigen mit der Überschrift "Die globale Rohstoffkrise verheizt den Mittelstand" starteten RAG und WSM im September eine Kampagne mit dem Tenor, daß die infolge des Kokskohle-Mangels gestiegenen Stahlpreise zahlreiche mittelständische Unternehmen in den Ruin zu treiben drohten. Dadurch seien eine halbe Million Arbeitsplätze in über 4000 Unternehmen gefährdet.

Die Kampagne fand auch deshalb Beachtung, weil der WSM-Vorsitzende Jürgen Thumann im November zum Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) gewählt werden soll, der bisher eher das Lager der Subventions-Gegner als die Bergbau-Lobby vertritt.

Müller schlägt Neueröffnung einer Kokskohle-Zeche vor

RAG-Chef Werner Müller überraschte außerdem mit dem Plan, eine neue Zeche bei Hamm zu errichten, die pro Jahr 2,5 bis drei Millionen Tonnen Kokskohle fördert. Die Kosten für die Zeche solle der Staat vorschießen. Dies sei keine Subvention, da bei anhaltend hohen Kokskohle-Preisen der Kredit zurückgezahlt werde. Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering begrüßte die von Müller angestoßene Debatte über einen neuen Stellenwert der deutschen Steinkohle. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) schloß indessen staatliche Unterstützung für eine neue Zeche aus: Das Projekt bleibe "der Initiative der Wirtschaft überlassen". (Handelsblatt, 21.9.; FTD, 20.9.; FAZ, 17.9.;)

Die "Frankfurter Allgemeine" (17.9.) meinte dazu: "Etwas Hoffnung darf man haben, daß sich mit dem Ende des Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen auch die neue Zeche erledigt. Allzu offenkundig hat Müllers Vorstoß vor allem den Zweck, seinem alten Kabinettskumpel Müntefering beizuspringen, der alle Mühe hat, der Sozialdemokratie bei den anstehenden Wahlen in ihrem Herzland die Mehrheit zu sichern."