Mai 2004

040511

ENERGIE-CHRONIK


Starker Preisanstieg für Öl, Gas und Steinkohle

Der Preis für Rohöl erreichte im Mai bis zu 40 Dollar pro Barrel und damit ähnliche Höhen wie vor dreieinhalb Jahren. Der Grund dafür lag in der großen Nachfrage der USA sowie den Spannungen im Nahen Osten. Da in Deutschland die Gaspreise an den Ölpreis gekoppelt sind (000902), ist auch mit einer baldigen Verteuerung von Gas zu rechnen. Der Marktführer Ruhrgas kündigte im Mai bereits an, die Preis zum 1. Oktober um sieben bis acht Prozent erhöhen zu wollen.

Die Rohölpreise hatten Ende 1998 mit weniger als zehn Dollar pro Barrel den bislang tiefsten Stand seit zwölf Jahren erreicht (980610). Bis zum Herbst 2000 stiegen sie auf bis zu 37 Dollar pro Barrel (000901). In der zweiten Jahreshälfte 2001 sanken sie wieder bis unter zwanzig Dollar. Bis Anfang 2003 bewegten sie sich erneut nach oben und erreichten den Höchststand bei 35 Dollar. Nach kurzzeitigem Sinken auf etwa 25 Dollar wies die Tendenz seitdem wieder nach oben.

Mit einem Anteil von 0,3 Prozent spielt Öl für die deutsche Stromerzeugung so gut wie keine Rolle. Dagegen ist Erdgas in den letzten Jahren als Brennstoff für Kraftwerke zunehmend wichtiger geworden und hat inzwischen einen Anteil von knapp acht Prozent.

Importsteinkohle doppelt so teuer

Die Preise für Importsteinkohle haben in den vergangenen Monaten ebenfalls stark angezogen und sich gegenüber dem Durchschnittspreis des Jahres 2003, den das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit knapp 40 Euro pro Tonne ermittelte, praktisch verdoppelt. Der Hauptgrund ist hier die große Nachfrage in China. Bei Kokskohle macht sich die Verknappung bzw. Verteuerung so stark bemerkbar, daß die deutsche Stahlindustrie mit der RAG über eine Ausweitung der einheimischen Kokerei-Kapazitäten verhandelt. Mangels Nachfrage hatte die RAG erst vor kurzem große Koks-Kapazitäten stillgelegt, darunter die weltweit modernste Kokerei in Dortmund, die zum Niedrigpreis an China verkauft wurde (Berliner Ztg., 8.5.; FTD 12.5.).

RAG empfiehlt sich als einheimischer Kohle- und Kokslieferant

Die RAG nutzte die aktuelle Koks-Verknappung für ihren seit Oktober vorigen Jahres laufenden Reklamefeldzug, mit dem sie die Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer weiteren Subventionierung des deutschen Steinkohlebergbaues überzeugen möchte (031014). Unter der Überschrift "Deutschland geht die Kohle aus" textete sie in ganzseitigen Anzeigen: "Kokskohle und Koks sind weltweit knapp. Wer sich ausschließlich auf die globalen Rohstoffmärkte verläßt, ist verlassen. Die Preise explodieren: von 50 auf 500 Dollar für eine Tonne. Arbeitsplätze sind in Gefahr. Heute die Metallbranche und morgen unsere Stromversorgung? Jede zweite Kilowattstunde kommt heute aus deutschen Kohlekraftwerken. Und den Rohstoff Kohle für unseren Stromverbrauch haben wir in Deutschland noch für Jahrhunderte - und auch Kokskohle ist noch reichlich vorhanden."

Die Steinkohle deckt knapp 25 Prozent des allgemeinen Strombedarfs in Deutschland. Sie liegt damit als Energielieferant an dritter Stelle nach der Kernenergie (31,7 Prozent) und der Braunkohle (29,2 Prozent)