Januar 2005

050112

ENERGIE-CHRONIK


Statkraft an GuD-Projekt bei Hürth interessiert

Das in Hürth bei Köln geplante GuD-Kraftwerk (040916) wird wahrscheinlich vom norwegischen Energiekonzern Statkraft gebaut. Wie das "Handelsblatt" am 24. Januar berichtete, will die Shell-Tochter Intergen aus dem Projekt aussteigen und verhandelt derzeit mit den Skandinaviern. Schon vor Wochen hätten beide Partner eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Eine offizielle Bestätigung war jedoch von keinem der beiden Unternehmen zu erhalten.

Den Hintergrund bildet, daß der Shell-Konzern sich generell von seinen Stromaktivitäten trennen will. Intergen gehört seit 1995 zu 68 Prozent Shell und mit den restlichen Anteilen dem amerikanischen Baukonzern Bechtel. Mit dem Erlös aus dem Intergen-Verkauf will Shell seine Erdöl- und Gasaktivitäten ausbauen.

Die Anlage bei Hürth soll 800 MW leisten und einen Wirkungsgrad von mindestens 57,5 Prozent erreichen, um von der Steuerbefreiung für hocheffiziente GuD-Kraftwerke profitieren zu können. Sie wäre das erste Großkraftwerk, das ein Neuling auf dem deutschen Strommarkt errichtet und betreibt. Das Projekt war zunächst auf starken Widerstand von Bundes- und Landespolitikern gestoßen, die in der Verstromung von Erdgas durch einen unabhängigen Kraftwerksbetreiber eine unerwünschte Konkurrenz für die etablierten Braunkohlekraftwerke sahen (030507). Erst im Oktober 2003 erklärte sich Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bereit, den monatelangen Streit um die Auslegung des Wirkungsgrad-Kriteriums zu beenden und die Frist für die Inbetriebnahme des Kraftwerks wegen der politisch bedingten Verzögerungen zu verlängern (031003). Derartige Anlagen müssen nun, um in den Genuß der Steuerbefreiung nach § 25 Abs. 3 d des Mineralölsteuergesetzes zu kommen, erst bis zum 10. September 2007 in Betrieb genommen werden (statt 11. März 2006). Im September 2004 hatte sich Intergen auch mit dem RWE-Konzern über Anschluß und Nutzung des RWE-Transportnetzes für den erzeugten Strom geeinigt (040916).

Der Statkraft-Konzern, der nun das Gud-Projekt bei Hürth von Intergen übernehmen möchte, ist Norwegens größter Stromproduzent. In Deutschland betätigte er sich bisher fast nur als Stromhändler. Mit dem E.ON-Konzern besteht seit Früjahr 2002 ein Kooperationsabkommen (020306). Im Oktober 2004 einigten sich Statkraft und E.ON über ihre Interessensphären in Schweden (041012).