Januar 2007

070116

ENERGIE-CHRONIK


RWE übernimmt alle Kunden des Überlandwerks Groß-Gerau und überläßt Mainz das Netz

Die Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG), die bisher zu je 50 Prozent den Stadtwerken Mainz und der RWE Energy gehörte, wird Anfang 2007 eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Mainz. Im Gegenzug erhält RWE Energy alle Anteile an der Vertriebsgesellschaft eprimo GmbH, die bisher eine hundertprozentige Tochter der ÜWG ist. So sieht es eine Vereinbarung vor, die am 22. Dezember 2006 unterzeichnet wurde, aber noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden muß.

Anlaß für die Neuordnung der Besitzverhältnisse ist der Beschluß der Rüsselsheimer Stadtverordneten, das örtliche Stromnetz vom ÜWG zurückzukaufen. Damit ginge der ÜWG Netz GmbH – die jetzt samt der ÜWG-Holding von den Stadtwerken Mainz übernommen wird – rund ein Drittel ihres Netzes verloren.

Über die Einzelheiten des Rückkaufs, dessen Kosten über 30 Millionen Euro betragen dürften, wird derzeit noch verhandelt. Die Stadt Rüsselsheim könnte dann Netznutzungsentgelte verlangen, müßte aber auch für die Instandhaltung des Netzes sorgen. Ob die Rüsselsheimer Stadtwerke willens und in der Lage sind, ihren Geschäftsbereich um den Vertrieb von Strom zu erweitern, ist noch offen. Sie müßten dann die neuen Kunden erst der RWE Energy abwerben, denn trotz der Netzübernahme bleiben die Rüsselsheimer Stromverbraucher bis auf weiteres Kunden der Vertriebsgesellschaft eprimo GmbH.

Das Überlandwerk Groß-Gerau ist ein seit über 90 Jahren bestehender Regionalversorger. Nach der Liberalisierung des Strommarktes trat es auch überregional als Anbieter von Strom für Tarif- und Sondervertragskunden auf (990702, 990805). Im Zuge der vom Energiewirtschaftsgesetz verlangten Entflechtung wurden im Mai 2005 für den Vertrieb die eprimo GmbH und im August 2005 die ÜWG Netz GmbH als jeweils hundertprozentige Tochtergesellschaften der ÜWG GmbH gegründet. Die eprimo GmbH versorgt derzeit rund 130.000 Privat- und Geschäftskunden mit Strom und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.