Oktober 2008

081006

ENERGIE-CHRONIK


"e wie einfach" unterbietet Gaspreise nicht mehr

Die E.ON-Vertriebstochter "e wie einfach" hat ihr bisheriges Preiskonzept für Gas aufgegeben. Das Versprechen, die Tarife der jeweiligen Grundversorger beim Strom um einen Cent pro Kilowattstunde und bei Gas um zwei Cent pro Kubikmeter zu unterbieten (070201), gilt neuerdings nur noch für Strom. Das Gasangebot, für das ebenfalls bundesweit geworben worden war, verschwand dagegen Anfang Oktober ohne Begründung von den Internet-Seiten des Unternehmens. Stattdessen wird nur noch ein "Klima-Tarif" angeboten, der deutlich über den durchschnittlichen Preisen der Grundversorger liegt.

Bereits Vergangenheit: E.ON unterbot bundesweit die Gaspreise der Grundversorger um zwei Cent pro Kubikmeter

Auf Nachfrage von Medien gab das Unternehmen ebenfalls keine Begründung. Es kündigte lediglich an, in Kürze ein neues Produkt vorzulegen. Dieses trage dann "Kundenbedürfnissen Rechnung, die zum Beispiel zwischen Sicherheit und Preisorientierung wählen wollen".

Bereits im Juni hatte "e wie einfach" stillschweigend die einjährige Preisgarantie für das Gasangebot gestrichen (080608). Offenbar wollte E.ON damit ein Hindernis für die anstehenden Preiserhöhungen beseitigen, bei denen gerade die E.ON-Versorger an der Spitze marschieren (081001). Im übrigen ergab sich daraus aber kein zwingender Grund, das Angebot vom Markt zu nehmen. Im Gegenteil: Seit dem Start im Februar 2007 hatten sich rund 300.000 Kunden für den Gastarif entschieden. Bei Aufrechterhaltung des Angebots wären es sicher noch viel mehr geworden, da die Bereitschaft zum Wechsel des Gasversorgers noch nie so groß war und durch die neue Welle von Gaspreiserhöhungen nur noch zunehmen konnte.

Marktmacht statt Wettbewerb demonstriert

Vermutlich war es gerade der große Erfolg, weshalb das Dumping-Angebot wieder verschwand. Aus der Absicht, Wettbewerb zu demonstrieren, drohte nämlich das Gegenteil zu werden: Mit dem Versprechen, bundesweit jeden Grundversorger um zwei Cent pro Kubikmeter Gas zu unterbieten, führte E.ON weniger Wettbewerb als Marktmacht vor. Der Konzern signalisierte damit der Branche, daß es nur ein ruinöses Abenteuer sei, gegen ihn anzutreten. Zugleich brachte er damit aber auch große Teile der Branche gegen sich auf. Vor allem verprellte er zahlreiche Stadtwerke, für die er oft zugleich der Vorlieferant ist.

Ein weiteres Motiv dürfte gewesen sein, daß "e wie einfach" auch den Kundenstamm der E.ON-Regionalversorger kräftig dezimierte: In den eineinhalb Jahren seit dem Start im Februar 2007 gewann die neue Vertriebstochter bundesweit 815.000 neue Strom- und Gaskunden, während den E.ON-Regionalversorgern 600.000 Kunden abhanden kamen. Daraus ergab sich zwar per Saldo immer noch ein beträchtlicher Zuwachs. Längerfristig drohte der Aderlaß aber doch an die Substanz der Regionalversorger zu gehen, die auch nach dem neuen E.ON-Vertriebskonzept erhalten bleiben sollen (081008).